: „Wir zählen erst in der Nacht“
ABITUR-ZEIT Unterschriftensammlung für Volksbegehren G9-Jetzt-HH geht zu Ende
■ 56, ist Initiatorin des Volksbegehrens G9-Jetzt-HH. Die Journalistin betreibt einen Blog zu schulpolitischen Themen. Foto: dpa
taz: Frau Kirsch, am heutigen Mittwoch endet die Sammelfrist des Volksbegehrens für die Wiedereinführung eines neunjährigen Abiturs am Gymnasium. Verraten Sie, wie viele Unterschriften Sie schon haben?
Mareile Kirsch: Wir geben keinen Zwischenstand bekannt, aber wir wissen es schlicht auch noch nicht. Bei uns im Kampagnenbüro geht es gegenwärtig zu wie im Taubenschlag. Gerade gestern war wieder eine Dame da, und gab 300 Unterschriften ab. Stadtweit haben wir 20.000 Listen ausgeteilt.
Aber Sie müssen doch in etwa wissen, wie viele Listen Sie schon haben?
Auch das kann ich noch nicht sagen. Es liegen ja Listen in Bezirksämtern und Geschäften aus, und wir haben über die Stadt verteilt zwölf Briefkästen bei Unterstützern, wo Eltern ihre Listen abgeben können. Das alles werden wir erst heute Nacht und Donnerstagfrüh sichten können. Bis heute um Mitternacht kann man bei uns im Büro unterschreiben.
Und wann ist Übergabe?
Donnerstag um zwölf Uhr.
Was sagt Ihr Gefühl? Schaffen Sie die Hürde von 63.000 Unterschriften für die Zulassung zum Volksentscheid?
Dort, wo wir vor Schulen sammeln, ist die Stimmung eindeutig. Eltern, insbesondere Eltern an Grundschulen, wünschen sich mehr Zeit für ihre Kinder zum Lernen. Aber wir als Initiatorengruppe allein werden es nicht schaffen, 63.000 Unterschriften zu sammeln. Das hängt davon ab, ob Eltern, die das G9 für ihre Kinder wünschen, aktiv werden.
Es war zu lesen, dass Sie Ärger beim Sammeln hatten.
Ja. Es gab Schulleiter, die uns vom Schultor wegschicken wollten. Aber der Landeswahlleiter hat uns bestätigt, dass wir dort auf öffentlichen Grund sammeln. Erschreckend ist die Aggressivität, die uns auf der Straße von den wenigen G8-Befürwortern entgegen gebracht wird. Wir wurden wüst beschimpft. Ich freue mich richtig, wenn jemand freundlich sagt: Danke, ich unterschreibe nicht, ich bin für G8. Auch auf dem Uni-Campus durften wir nicht sammeln. Und ein Straßenfest, wo wir waren, wurde zum Privatgrund erklärt.
Viele haben eben große Sorge, dass das Schulsystem in Schwierigkeiten kommt.
Wir sagen dazu, es kann nicht sein, dass die Qualität am Gymnasium leidet, damit die Stadtteilschule funktioniert. Dann muss eben dort massiv in die Qualität investiert werden. INTERVIEW: KAJ
Letzte Möglichkeit zur Stimmabgabe: bis 23 Uhr, G9-Info-Büro am Rödingsmarkt, Steintwiete 11