: Die vergessene Krankheit
GESUNDHEIT Eine Aktion zu sexuell übertragbaren Krankheiten soll vor allem auf die wieder steigende Gefahr einer Syphilis-Infektion aufmerksam machen
Felicitas Jung, Gesundheitsamt Bremen
Das Präventionsnetzwerk „Sven – Schwule Vielfalt erregt Niedersachsen“ organisiert bis zum 31. Oktober anonyme Bluttests für Männer, die Sex mit Männern haben. Das Gesundheitsamt Bremen beteiligt sich an dieser Aktion ebenso wie 30 weitere Gesundheitsämter und verschiedene Präventionseinrichtungen in Niedersachsen und Hamburg. In Bremen werden kostenlose Beratungen zu sexuell übertragbaren Krankheiten und Tests auf HIV und Syphilis sowie auf Chlamydien und Gonorrhoe (Tripper) angeboten.
„Schon länger besteht in Bremen die Möglichkeit, sich anonym testen zu lassen, das wird also auch über den Aktionszeitraum hinaus angeboten. Wir haben uns den Testwochen aber angeschlossen, um noch einmal im besonderen Maße darauf aufmerksam zu machen“, sagt Felicitas Jung, Beraterin zu sexuell übertragbaren Krankheiten beim Gesundheitsamt Bremen. „Vor allem Syphilis ist ein Stück weit aus dem Blick geraten, weil sich in den letzten Jahren relativ wenige Menschen angesteckt haben“, sagt Jung.
Eine Erkrankung trete oft ohne Symptome auf, gerade deshalb sei eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung so wichtig. Syphilis wird oft nicht bemerkt, kann Jahre nach der Infektion jedoch zu Schäden an Organen und Nerven führen. Sie ist mittlerweile auch im fortgeschrittenen Stadium behandelbar, nicht jedoch die bereits von ihr verursachten Schäden. „Die Gesamtzahl an Syphilis-Diagnosen ist in den letzten Jahren wieder angestiegen. Dabei wurden vier von fünf der erfassten Syphilis-Fälle bei Männern erkannt, die Sex mit Männern haben.“
Jung spricht in diesem Zusammenhang bewusst nicht von Homo- oder Bisexualität: „Das ist ja immer eine Festschreibung. Einige Männer haben gleichgeschlechtlichen Sex, ohne sich deshalb in irgendeiner Form einordnen zu wollen. Auf diese Weise wollen wir Stigmatisierungen vermeiden.“
Anders als bei HIV bieten Kondome keinen ausreichenden Schutz vor einer Syphilis-Infektion, die Krankheit kann auch durch Küssen übertragen werden. Gleichzeitig erhöht die Infektion das Risiko einer HIV-Übertragung. „Männer, die Sex mit Männern haben, sind auch die Hauptbetroffenengruppe bei HIV-Infektionen. Sie machen etwa zwei Drittel aller Infizierten in Deutschland aus“, sagt Jung.
Die Aktionswochen im Oktober sollen insbesondere im Hinblick auf den kommenden Welt-Aids-Tag am 1. Dezember zur Aufklärung beitragen. CLARA ZINK
Weitere Informationen unter: www.svenkommt.de/testwochen