Scheichs bleiben an der Netzkante

Der Tennisverband von Katar will die German Open bis mindestens 2009 finanziell unterstützen. Damit sind die Spekulationen über die Zukunft des heute startenden, erstklassig besetzten Damenturniers vorerst beendet

Für die Verkündigung der wichtigsten Botschaft zog sich der Präsident des Tennisverbandes von Katar extra um. Statt wie sonst im feinen Anzug und steif gebügeltem Hemd betrat Scheich Mohamed Bin Faleh Al Thani im lockeren Freizeitlook die Tennisanlage des LTTC Rot Weiß im noblen Stadtteil Grunewald. Und was der Katarer dann zu sagen hatte, ließ er lieber gleich auf sein T-Shirt drucken, statt es umständlich übersetzen zu lassen.

„Wir sind gekommen, um zu bleiben“, stand da in fetten Lettern auf breiter, stolzer Brust geschrieben. Drei Tage vor dem Beginn der Qatar Telecom German Open war damit eine der wichtigsten Entscheidungen für das Damen-Tennisturnier schon gefallen. Der Tennisverband des Scheichtums von Katar, der das WTA-Turnier ausrichtet, wird sich auch weiterhin als Hauptsponsor in Berlin engagieren. Damit gilt die Zukunft der heute startenden German Open als gesichert, zumindest bis 2009. „Im nächsten Jahr und auch im Jahr darauf wird dieses Turnier erstklassig bleiben“, versprach der Scheich auf der Platzanlage im Grunewald. Damit beendete Al Thani gleichzeitig die Spekulationen, die eine Fortsetzung des Turniers in Berlin über das Jahr 2008 hinaus immer wieder in Frage stellten.

Nicht ganz zu Unrecht. Denn ab 2009 wird der internationale Turnierplan der World Tennis Association (WTA) ordentlich durcheinandergewirbelt und zum Teil grundlegend neu sortiert. Die jetzt geltenden Klassifizierungen der Austragungsorte in die Kategorien („Tier 1 bis 4“) haben dann keinen Bestand mehr. Stattdessen nimmt der Frauentennisweltverband in zwei Jahren eine völlig neue Strukturierung und Gewichtung der Turniere und des Turnierplans vor.

Gastgeber profitiert

In zahlreichen Standorten geht deshalb schon jetzt die Angst um, in welcher der neu geschaffenen WTA-Levels sich man in zwei Jahren wiederfinden wird. Auch die Organisatoren der German Open in Berlin waren von dem Szenario einer möglichen sportlichen Abwertung aufgeschreckt. Jetzt aber haben sie dank der Sponsorenzusage wieder eine mittelfristige Planungssicherheit. Das freut auch den seit einiger Zeit recht klammen Tennisclub LLTC Rot-Weiß, der sich zumindest drei Jahre lang noch über sichere Mieteinnahmen aus Katar freuen darf.

Über ein weiteres finanzielles Engagement des Scheichtums in den verschuldeten Traditionsclub wird derzeit eifrig verhandelt. Schon jetzt hat sich der 1897 gegründete Club für das erstklassig besetzte Turnier kräftig hochgerüstet: Eine neue Anzeigetafel im Steffi-Graf-Stadion lässt nicht nur die Wiederholungen von Spielszenen zu, sondern gibt auch ordentlich Raum für Werbespots. Und die orientalisch anmutende Zeltstadt auf dem Vereinsgelände soll eine perfekte Katar-Kulisse abgeben für das Turnier. „Katar boomt. Wir haben das größte Gasfeld der Erde und verstehen unser Engagement in Berlin nicht nur sportlich. Wir wollen hier auch Business machen“, erklärt Scheich Al Thani offen die Hintergründe für das Engagement des Scheichtums.

Mit immerhin 1,34 Millionen US-Dollar sind die German Open dotiert. Sie müssen damit einen Vergleich mit einem der vier großen Grand-Slam-Turniere kaum noch scheuen. Auch das Spielerfeld ist Weltklasse. Nicht weniger als acht der Topten-Tennisspielerinnen der aktuellen Weltrangliste werden bis zum Finale am 13. Mai im Steffi-Graf-Stadion aufschlagen. Zugesagt hat die Nummer 1 der Weltrangliste, die Belgierin Justine Henin, ebenso wie Titelverteidigerin Nadia Petrova aus Russland. Um die wertvolle Siegertrophäe spielen zudem die Französin Amélie Mauresmo, die Russin Swetlana Kusnetsowa, die Schweizerin Martina Hingis und viele andere Spielerinnen mit klangvollen Namen.

Fedcup-Team kommt

Auch das deutsche Fedcup-Team ist mit Ausnahme von Sandra Lösel komplett zum Start in die Hauptstadt angereist. „Die German Open sind eine hervorragende Vorbereitung für das World-Group-Aufstiegsspiel Mitte Juli gegen Japan“, sagt Fedcup-Teamchefin Barbara Rittner über die Berliner Tenniswoche. Außerdem möchte sie die gute Team-Stimmung des Aprilsieges gegen Kroatien in Fürth konservieren. Notfalls sogar abseits des Platzes, mit einem gemeinsamen Besuch im Berliner Zoo. TORSTEN HASELBAUER