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Archiv-Artikel

Warten auf die Billig-Pillen

Apotheker dürfen an AOK-Versicherte nur noch Mittel von günstigen Herstellern abgeben. Im Rheinland soll das 2,4 Millionen Euro im Jahr sparen. Doch die Partner können nicht liefern

VON KATHARINA HEIMEIER

Die Behandlung von AOK-Patienten mit Magenschmerzen stellt Nordrhein-Westfalens Apotheker derzeit vor ein Problem. Denn an die Mitglieder der größten deutschen Krankenkasse dürfen sie bei 43 ausgewählten Wirkstoffen nur noch Präparate von bestimmten Herstellern rausgeben. Doch die elf Unternehmen, mit denen die AOK Rabattverträge abgeschlossen hat, haben Lieferengpässe für die so genannten Generika, also Nachahmerprodukte. „Bestimmte Magen- und Blutdruckmittel sowie Cholesterinsenker einzelner Vertragspartner sind nicht lieferbar“, sagte Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, der taz.

Es gebe gewisse Startschwierigkeiten, räumt die Sprecherin der AOK Rheinland/Hamburg, Ellen von Itter, ein. „Aber weder von Apothekern noch von Kunden liegen Beschwerden vor.“ Ohne Medikament müsse zudem kein AOK-Mitglied die Apotheke verlassen. Wenn das Präparat des Vertragspartners nicht erhältlich sei, könne der Apotheker auch ein anderes günstigstes Medikament rausgeben. Diese Regelung gilt allerdings nur bis Juni.

In NRW ist die Lage nach Einschätzung des Apothekerverbands-Vorsitzenden ohnehin etwas entspannter als im Rest der Republik. Denn die AOK Nordrhein habe noch Zusatzverträge. Für die Apotheker bedeute die Suche nach den Präparaten für AOK-Versicherte einen „ungeheuren bürokratischen Aufwand“, klagt Preis. Doch die Schwierigkeiten wundern ihn nicht. „Das war zu erwarten“, sagt er. Schon im Vorfeld hätten die Apotheker die AOK gewarnt. „Große Dinge kann man nur mit starken Partnern stemmen“, sagt Preis. Bei den AOK-Partnern handele es sich um „Hersteller, die auf dem deutschen Markt noch nicht sehr verbreitet sind“, sagt auch Kai Vogel, Gesundheitsexperte der Verbraucherzentrale NRW.

Die AOK wirbt damit, dass sich neben mittelständischen Unternehmen unter den Vertragspartnern mit Teva auch die „weltgrößte Generikafirma“ befinde, wie der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg Christopher Hermann sagt, der die Verhandlungen für die Kasse geführt hat. Mit den vereinbarten Rabatten soll nach dem Willen der AOK das hohe Preisniveau deutscher Generika durchbrochen werden

Die Lieferengpässe hält Hermann für verständlich. Die Firmen bräuchten einige Wochen, „um solche unglaublichen Veränderungen bedienen zu können“. Im Übrigen sei die Situation derzeit schon besser als noch vor zwei Wochen.

Allein im Rheinland will die AOK nach eigenen Angaben pro Jahr 2,4 Millionen Euro mit den Generika ihrer Rabattpartner sparen. Insgesamt erhofft sich die AOK Einsparungen im Milliardenbereich. Mit dem Geld sollen die Beitragssätze stabilisiert werden und neue Behandlungsmethoden nach vorne gebracht werden.

Die Konditionen, die die AOK Baden-Württemberg für alle Ortskrankenkassen vereinbart hat, liegen bis zu 37 Prozent unter dem bisherigen Apothekenverkaufspreis. Davon sollen auch die Patienten profitieren. Denn seit dem 1. April müssen sie bei den rabattierten Medikamenten nicht zuzahlen.

Bemerkbar machen sich die Nachahmerpräparate für die Versicherten noch auf eine andere Weise: Auch wenn die Mittel identische Wirkstoffe haben, können die Tablettenpackungen oder ihre Farbe ganz anders aussehen als die bisher vom Arzt verordneten Mittel. Gerade für ältere Menschen könne es ungewohnt sein, nicht mehr dasselbe Medikament zu bekommen, sagt Gesundheitsexperte Kai Vogel von der Verbraucherzentrale.