: „Mehr Power durch Kooperationen“
Mit dem Thema „Zwischen Globalisierung und regionaler Verantwortung“ beschäftigt sich seit gestern der Deutsche Stiftungstag. Ein Teilnehmer: Rolf Steffens von der HSH Nordbank Private Banking, Hauptförderer der Veranstaltung
ROLF STEFFENS, 49, ist Stiftungsexperte der HSH Nordbank Private Banking in Hamburg. Sie betreut 290 Stiftungen.
taz: Herr Steffens, was ist das Problem der Stiftung in einer globalisierten Welt?
Rolf Steffens: Stiftungen wollen einerseits die Globalisierung mitgestalten. Andererseits erschwert das Stiftungsgesetz länderübergreifende Kooperationen. Es gibt wenige große Stiftungen, wie die Körber-Stiftung, die transatlantische Projekte realisieren. Die vielen kleinen Stiftungen sind regional begrenzt.
Trotzdem gibt es etwas für den Stiftungstag zu feiern: Mit 899 Neugründungen im letzten Jahr und nun 14.400 Stiftungen deutschlandweit wird von einem Boom gesprochen. Wie ist der zu erklären?
Wir leben in Zeiten von Veränderungen. Der Staat hat in den letzten Jahrzehnten viele Aufgaben übernommen, während sich der Bürger zurück lehnte. Der Staat zieht sich jetzt aber zurück. Deshalb ist jeder Einzelne gefordert mehr Engagement zu zeigen. Es kam aber auch durch die Reformen des Stiftungsrechts 2000, das Gründungen vereinfachte, zu vielen neuen Stiftungen. Dieses Jahr soll es weitere steuerliche Erleichterungen für Stifter geben.
Vielleicht auch ein Anreiz für Unternehmen, die vermehrt Stiftungen einrichten. Wie schwer ist es für kleine Interessengruppen diesen Schritt zu gehen und etwas zu bewirken?
Es stimmt, dass sich Unternehmer zunehmend ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst werden und Stiftungen gründen. Um eine Stiftung zu gründen braucht man einen Stiftungszweck und das entsprechende Kapital. Für kleinere Gruppen ist die Kapitalfrage natürlich ein Thema. Um mehr zu bewirken wird es für kleine Stiftungen in Zukunft entscheidend sein sich zu vernetzten. Sie werden durch Kooperationen und gemeinsame Projekte mehr Power haben. Auf dem Deutschen Stiftungstag ist deshalb eine Netzwerkbörse installiert worden, um Kontakte zu knüpfen.
Herrscht kein Ungleichgewicht zwischen den kapitalstarken unternehmensnahen Stiftungen und kleineren Stiftungen?
Nein, denn es gibt nur wenige sehr große Stiftungen im dreistelligen Millionenbereich. Die Masse der Stiftungen, etwa 80 Prozent, operieren im Bereich von einer Million Euro und darunter. Stiftungen operieren rechtlich selbständig und der Einfluss der Firma ist nicht gegeben. Die Stiftung muss sich an ihren Stiftungszweck halten. Darüber wacht die Stiftungsaufsicht.
Anders aber bei der Krupp-Stiftung: Die ist größter Anteilseigner beim Stahlkonzern Thyssen-Krupp und hat drei Vertreter im Aufsichtsrat.
Das ist korrekt. Sie müssen aber trotzdem ihren Stiftungszweck, verfolgen. Man darf nicht pauschal sagen, dass Stiftungen nur unternehmensnahe Bereiche fördern. Es gibt viele Stiftungen, die sehr breite Stiftungszwecke verfolgen.INTERVIEW: JASMIN KLOFTA