LESERINNENKOMMENTARE
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Eine Konstruktion

■ betr.: „Film über Gentrifizierung. Kein Schubladendenken“, taz.de vom 9. 10. 14

„Manchmal mussten wir die Kamera nach unten drehen, weil Gesichtsaufnahmen unerwünscht waren.“

Es handelt sich hier um Leute, die ihre Mitbürger schikanieren, aber selbst lieber im Dunkeln bleiben. Sie fordern Verantwortung ein, sind aber nicht bereit, die Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Sie machen ihre Kritik am sozialen Status anderer fest, verstecken aber ihren eigenen Status und ihre Herkunft. Typischerweise handelt es sich bei den Mitgliedern dieser Grüppchen um zugezogene (werdende) Akademiker, die in beliebte Viertel strömen und so selbst zur Gentrifizierung beitragen.

Wohngruppen als zentraler Feind: eine Konstruktion. Bei Karla Pappel und Co handelt es sich um deklassierte Kleinbürger, die identitäre Politik betreiben, die auf Abgrenzung und Ausschluss basiert. XBURGER, taz.de

Haus mit Graffiti

■ betr.: „Wem gehört das Loft?“, taz.de vom 8. 10. 14

Tja, ich wohn auch in ’nem Haus mit Graffiti außen dran. Immobilien – Kapital – hohe Gewinne – oder drin wohnen – man kann nicht alles haben … NZULI SANA, taz.de

Seltsam

■ betr.: „Wem gehört das Loft?“, taz.de vom 8. 10. 14

Seltsam. Es gab mal Zeiten, da wurden auch unwillkommenen Bewohnern die Scheiben eingeworfen, weil man sie vertreiben wollte (später reichte Vertreiben nicht mehr und sie sollten besser vom Erdboden getilgt werden). Lange Zeit war man einig, dass so etwas gar nicht geht und zu verabscheuen ist.

Dass ausgerechnet von links dieser Konsens wieder infrage gestellt wird, finde ich bedauerlich, wobei anzumerken ist, dass natürlich Rechtsextreme nie aufgehört haben, Scheiben einzuschmeißen und Brandsätze zu werfen; problematisch ist nur, dass Linke sich ihnen in diesem Punkt so annähern – oder sollte man sagen: „vermeintlich Linke“?

DR. MCSCHRECK, taz.de

Empörung war groß

■ betr.: „Gewerkschafter kritisieren DGB“, taz vom 6. 10. 14

Auf der Konferenz „Erneuerung durch Streik II“ von Rosa-Luxemburg-Stiftung und Ver.di Hannover war die Empörung über die Kollegen des Berlin-Brandenburger DGB groß. Der Landesverband hatte eine Flüchtlingsbesetzung des Gewerkschaftshauses am Donnerstag von der Polizei räumen lassen. Einen „unglaublichen Vorgang“ nannte dies die stellvertretende Geschäftsführerin des Ver.di-Bezirks Hannover/Leine-Weser, Jeannine Geißler.

Peter Bremme vom Ver.di-Fachbereich „Besondere Dienstleistungen“ in Hamburg verwies darauf, dass vor genau einem Jahr ein Flüchtlingsboot vor der Insel Lampedusa sank, wobei etwa 390 Menschen starben. „Seither sind im Mittelmeer rund 3.000 Flüchtlinge ertrunken“, betonte er. „Und in dieser Situation lässt der DGB Berlin-Brandenburg sein Gewerkschaftshaus – mit dem Einverständnis aller Einzelgewerkschaften – von den Überlebenden dieser Katastrophen durch die Polizei räumen.“ Dieses Vorgehen sei „eine politische Bankrotterklärung und mit vielen gewerkschaftlichen Initiativen unvereinbar“.

STEFAN MUSTERMANN, taz.de

Ein Zusammenhang

■ betr.: „Wer dem Staat eine Grube gräbt“, taz.de vom 5. 10.14

… gut, wie der Kommentar an einer Stelle einen Zusammenhang zu den rein eigennützigen Motiven der Bauwirtschaft in Unterstützung der IHKs darstellt. Die IHKs sind eigentlich öffentlich-rechtliche Körperschaften und damit – neben der Interessenvertreter ihrer Mitglieder – auch auf Gemeinwohlargumentation verpflichtet. Aber viele Statements der IHKs zeigen, dass sie davon nichts wissen (wollen) und eigentlich schon (neoliberal) gemeinwohlschädlich agieren.

SCANNER, taz.d