: Greenwashing
■ Vorwäsche: Sie sind Manager in der Müllbranche? Dann nutzen Sie Ökosprech! Reden Sie nicht mehr von Müllverbrennung, Sie betreiben „thermische Abfallverwertung“. Sie arbeiten in der Atomindustrie? Kein Problem, in Zukunft leiten Sie nicht mehr ein Atommülllager, sondern einen „Entsorgungspark“.
■ Hauptwaschgang: Sie bauen Haushaltsgeräte? Schlagen Sie viel grünen Schaum! Werben Sie mit gesetzlichen Vorgaben oder branchenüblichen Standards, als seien es ihre Ideen. Ein FCKW-frei-Aufkleber macht sich immer gut. Sie können auch selbstgestaltete Umweltsiegel aufkleben. SEBASTIAN HEIDELBERGER
Lange her, dass der Umweltschutz nur ein Thema für verschrobene Minderheiten war. Denn längst bevorzugt auch der Durchschnittsbürger umweltfreundliche Produkte. Weder Politik noch Wirtschaft kommen daher am Thema vorbei. Die großen konservativen Parteien haben das verstanden und geben sich derzeit grüner als Grüne/Bündnis 90 selbst. Aber auch die NPD hat die Zeichen der Zeit erkannt und nutzt den ökologischen Trend, um neue Mitglieder zu werben.
In der Wirtschaft versuchen viele Unternehmen, um jeden Preis ein grünes Image aufzubauen – ohne dieses auch wirklich zu leben. Greenwashing ist eine Strategie, bei der sich ein Konzern durch ökologische Verantwortung profilieren möchte. Nachhaltigkeitsberichte, Werbekampagnen und Lobbying sollen die Unternehmen in einem guten Licht erscheinen lassen und einen Wettbewerbsvorteil bringen. Die grüne Waschmaschine läuft auf Hochtouren.
Jedoch sei nicht jedes Unternehmen, das Greenwashing betreibt, in allen Aspekten schlecht, sagt Jürgen Knirsch, Konsumexperte von Greenpeace Deutschland. „Greenwashing ist nicht immer leicht erkennbar. Auch können Firmen etwas Richtiges im Falschen tun – sprich Umweltschutz betreiben – aber dennoch auf falsche Produkte setzen.“ Die Firma Tetra Pak nennt er als Beispiel: „Tetra Pak benutzt immer mehr Karton aus umweltgerechter und sozial verträglicher Waldbewirtschaftung. Jedoch bleiben die Verpackungen ein Einwegprodukt und sind deshalb ein Umweltproblem.“
■ Weichspülen: Was grün ist, bestimmen natürlich Sie! Nicht Taten, sondern Worte vermitteln das grüne Image – je absurder, desto besser. Preisen Sie Ihren Atomstrom mit großformatigen Werbeanzeigen an. Mit Ihrem Atomkraftwerk auf grünen Wiesen wird aus dem Meiler ein „Klimaschützer“.
■ Schleudern: Die Politik fordert harte Umweltrichtlinien? Behalten Sie stets die Kontrolle! Betonen Sie die eigene Verantwortung. Es reicht, wenn Sie vorgeben an den Problemen zu arbeiten. Denken Sie immer daran: Gute Lobbyarbeit verhindert die politische Einmischung. SEBASTIAN HEIDELBERGER
In der Mitte der Gesellschaft besteht jedoch längst eine Bereitschaft, bewusst und nachhaltig zu konsumieren. Greenwashing schadet am Ende den Unternehmen selbst – sie produzieren an den Bedürfnissen der Verbraucher vorbei und setzen das Vertrauen ihrer Kundschaft aufs Spiel. SVENJA BEDNARCZYK