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Archiv-Artikel

Ehec-Seuche: Warnung vor Sprossen

KRANKHEIT Kliniken am Rand ihrer Kapazität, Sprossen als Erreger verdächtig, weitere Erkrankungen: Die Politik ruft die Krise aus

Von HH

BERLIN taz | Wegen der Infektionswelle mit dem lebensgefährlichen Darmkeim Ehec drohen in einigen Krankenhäusern Norddeutschlands Engpässe. „Die Lage ist angespannt“, sagte der Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) am Sonntag bei einem Besuch im Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf, wo zahlreiche der bundesweit rund 1.500 Erkrankten behandelt werden. 21 Menschen sind bereits gestorben. Dialyseplätze und Blutplasma könnten knapp werden. Fehlende Kapazitäten in Ehec-Hochburgen könnten jedoch durch freie Plätze in den umliegenden Kliniken ausgeglichen werden, sagte Bahr.

Derweil haben die Experten in Deutschland möglicherweise eine neue heiße Spur: Demnach könnten Sprossen die Ursache für die Epidemie sein, hieß es am Sonntagabend aus Kreisen des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums. Eine Firma aus dem Kreis Uelzen soll in Verbindung mit den zuletzt in Lübeck aufgetretenen Fällen stehen. Dort waren mehrere Personen nach einem Restaurantbesuch erkrankt. Ein Labornachweis fehle bisher. Die Indizien seien aber eindeutig, teilte das Landwirtschaftsministerium in Hannover mit. Verbraucher sollten derzeit den Verzehr von Sprossen vermeiden.

Bahr kündigte für Mittwoch einen Ehec-Gipfel mit den Gesundheits- und Verbraucherschutzministern von Bund und Ländern an. In die Seuchenfahndung mischen sich auch die EU-Gesundheitsminister bei ihrem Treffen am Montag in Luxemburg ein. Der EU-Gesundheitskommissar John Dalli bot Deutschland an, Experten zu schicken. Über eine Ehec-Internetplattform sollen die Behörden zudem ab Montag Informationen international austauschen können. Hinweise sollen ins Englische übersetzt werden.

Oppositionspolitiker kritisierten das unkoordinierte Ehec-Krisenmanagement der Regierung. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte einen Krisenstab. Die Grünen-Fraktionschefin Renate Künast mahnte, die Verantwortung für die Lebensmittelsicherheit dürfe nicht bei den Verbrauchern abgeladen werden. HH

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