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Archiv-Artikel

Weniger Stürme an der Küste

MEERESUMWELT Auf einem Symposium wird in Hamburg über die Zukunft der Meere und die Meere der Zukunft beraten. Sturmfluten an der Nordsee verlagern sich nach Norden, für Windparks wird der Platz langsam knapp

Die ostfriesischen Inseln könnten Gewinner des Klimawandels werden, möglicherweise auch die nordfriesischen Halligen. Das legen neuere Erkenntnisse von Wissenschaftlern nahe. Demnach scheinen sich Sturmzonen über der Nordsee weiter nach Norden zu verlagern, berichtet die Präsidentin des Hamburger Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), Monika Breuch-Moritz, im Gespräch mit der taz nord.

Dadurch gäbe es an der deutschen Nordseeküste „weniger Nordwest-Stürme mit entsprechend hohen Sturmfluten“, die auch in den Mündungstrichter der Elbe drängten. Die Windrichtung sei inzwischen häufiger Südwest, so dass Hochwasser eher nach Nordosten in Richtung Dänemark gedrückt werde. Dieses Phänomen zeige sich auch auf der Ostsee mit höheren Wasserständen an den Westküsten des Darß und der Inseln Hiddensee und Rügen. Es bestehe natürlich „noch Forschungsbedarf“, schränkt die Meteorologin ein, es fehlten „detaillierte Erkenntnisse über regionale Auswirkungen“.

Der Klimawandel zählt zu den Hauptthemen des zweitägigen Symposiums, das heute und morgen vom Bundesamt in Hamburg ausgerichtet wird. Mit seiner 21. Auflage ist die jährliche Veranstaltung zum wichtigsten deutschen Meeting von Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Umweltschutz und anderen Verbänden geworden. „Zukunft der Meere / Meere der Zukunft“ ist ein griffiges Etikett für Debatten über Schifffahrt, Fischfang, Meeresschutz, Öl- und Gasförderung und Offshore-Windparks.

„Der Weg aufs Meer ist ohne Alternative“, sagt Breuch-Moritz. Wegen der Neuausrichtung der deutschen Energiewirtschaft wird aus ihrer Sicht die Nutzung durch Offshore-Windparks stark zunehmen. 23 Parks in der Nordsee und acht in der Ostsee hat das BSH bereits genehmigt, in Betrieb oder im Bau aber sind erst drei. Jetzt aber erwartet Breuch-Moritz, dass der Andrang deutlich wachse. Noch sei Platz im deutschen Teil der Nordsee: „Es gibt noch zwei größere Flächen, die für Offshore-Windparks genutzt werden könnten.“ Dann aber sei die Flächenkapazität langsam erschöpft.

SVEN-MICHAEL VEIT