: Das war die Frankfurter Buchmesse
BILANZ Über Jaron Lanier, Helmut Kohl, Julie Zeh, glückliche Finnen und Platz auf der Party
FRANKFURT taz | Wie es Tradition ist, wurde am letzten Messetag der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen, dieses Jahr mit Flötenspiel. Der Preisträger Jaron Lanier ließ es sich nicht nehmen, etwas auf einer Khaen, einer Bambusflöte aus Laos, vorzutragen. Vorher hatte der Dreadlocks tragende US-Amerikaner in seiner doch sehr blumigen Rede mit großen Begriffen hantiert: „Der neue Humanismus ist, wie früher, der Glaube an den Menschen, doch speziell in der Form einer Ablehnung von künstlicher Intelligenz. Diese Ablehnung gründet darauf, dass es immer Menschen geben muss, um einen Computer wahrzunehmen, damit er überhaupt existiert. Ohne Menschen sind Computer Raumwärmer, die Muster erzeugen.“ Humanismus, das hört man natürlich gern. Wie man aber von solchen Allgemeinplätzen zu dem an sich ja durchaus diskussionswürdigen Anliegen kommen kann, für kreative Arbeit im Internet auch bezahlt zu werden, fragten sich die tausend Gäste in der Paulskirche dann schon. Egal. Hauptsache, irgendwie internetkritisch, werden sich viele zufrieden gedacht haben.
Geredet wurde auf der Messe außerdem über: den Buchmessen-Auftritt von Helmut Kohl („gespenstisch“); den Hotlist-Gewinner „Menschen am Cern“ („ein Bildband, echt?“); den von Sascha Lobo vorgestellten Social-Media-Verlag Sobooks („Kampfansage an Amazon“); die Frage, welcher Verlag die „härteste Tür“ hatte, und dass sie beim Hanser-Empfang doch zu hart war: Da gab’s noch Platz auf der Party.
Geredet wurde auch über Juli Zeh. Die Schriftstellerin verlässt ihren Verlag Schöffling und Co. Drei Viertel der deutschen Großverlage sollen hinter ihrem neuen Roman hergewesen sein. Der Luchterhand Verlag bot schließlich am meisten und bekam den Zuschlag. Na ja, und bei Schöffling ist man natürlich geknickt.
Die Zahl der Besucher an den fünf Messetagen sank leicht auf rund 270.000 Personen. Bei den Ausstellern hat es einen Rückgang um 3 Prozent gegeben, was aber innerhalb der üblichen Schwankungsbreite liegt. Und die Bilanz des diesjährigen Ehrengasts Finnland fiel rundum positiv aus. Besucheransturm auf den Pavillon des Gastlandes, viele erfolgreiche Deals mit Übersetzungen, darunter über 30 ins Englische. Die Organisatorin des finnischen Auftritts, Iris Schwanck, meinte, alle Erwartungen seien übertroffen worden. Schön. 2015 ist Indonesien Ehrengast. DRK
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