SPD sagt Ja zur Rente mit 67

Die Gewerkschaften verschärfen Kritik. Frauen benachteiligt. Am Freitag im Bundestag

BERLIN rtr/ap ■ Die SPD-Fraktion hat die umstrittene Rente mit 67 nach Angaben von Sitzungsteilnehmern mit einigen Gegenstimmen gebilligt. Rund 20 Abgeordnete hätten in der Sitzung gestern gegen den Gesetzentwurf votiert, der am Freitag im Bundestag zur Abstimmung steht. Der Antrag von Parteilinken, die Erhöhung des Rentenalters an Bedingungen zu knüpfen, sei an die Gremien überwiesen worden.

Der Chef des SPD-Arbeitnehmerflügels, Ottmar Schreiner, und weitere Kritiker fordern, das Rentenalter solle nur dann heraufgesetzt werden, wenn 2010 mehr als die Hälfte der Menschen zwischen 55 und 65 Jahren regulär beschäftigt seien. Die SPD will in einer Arbeitsgruppe Wege suchen, die Rente mit 67 sozial abzufedern.

Die IG Metall verschärft unterdessen ihre Kritik an der Rente mit 67. Bei einer Funktionärskonferenz in Sindelfingen sagte der baden-württembergische Bezirksleiter Jörg Hofmann, so sehe eine Politik aus, die bewusst in Kauf nehme, dass Menschen in die Armut getrieben würden. Er kündigte weitere Proteste gegen das Vorhaben der großen Koalition in Berlin an.

„Verbraucht, ausgenutzt und dann in die Altersarmut entlassen, das ist der Abgesang an einen solidarischen Sozialstaat, und gegen eine solche Politik der sozialen Kälte wehren wir uns“, sagte Hofmann. Tatsache sei, dass Arbeitsbedingungen heute eben nicht altersgerecht gestaltet seien. Alle Konzepte einer humaneren Arbeitsgestaltung seien unter der „Rationalisierungspeitsche des internationalen Wettbewerbs zurückgenommen statt ausgebaut wurden“. Der Gewerkschaftsfunktionär forderte die Politik auf, weiterhin Möglichkeiten zu erhalten, die einen gleitenden Ausstieg vom Berufsleben in die Rente ermöglichen.

Der Sozialverband VdK hat auf eine überdurchschnittliche Benachteiligung von Frauen bei der Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre hingewiesen. „Kaum eine Frau kommt auf 45 Pflichtbeitragsjahre, um mit 65 abschlagsfrei in Rente gehen zu können“, erklärte VdK-Vizepräsidentin Carin Hinsinger in Berlin anlässlich des Internationalen Frauentages.