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Archiv-Artikel

Bitte wie in Kopenhagen

ÖKOLOGIE Noch senatorenlos verhandeln Rot und Grün über die Umweltpolitik. Der BUND ist skeptisch – und wünscht sich dänische Verkehrskonzepte

So wie „vier Jahre auf Loske eingeprügelt wurde, kann man sich vorstellen, wie schwierig das Verkehrs-Thema ist.“

Klaus Pritzel, BUND

Satt zulegen konnten die Grünen bei der Wahl. Doch ob sich diese Prozente auch in einer nachhaltigeren Politik niederschlagen – davon ist der BUND-Landesvorsitzende Klaus Prietzel noch nicht überzeugt.

Ohne das öffentlich bekannt wäre, wer dem zurückgetretenen Umweltsenator Reinhard Loske folgen wird, verhandeln die Koalitionäre heute über die Umweltpolitik. Für Prietzel ist klar, „wo dabei der meiste Sprengstoff liegt“: Beim Verkehr.

Wenn es nach ihm geht, ist hier ein „ganz großer Wurf“ fällig. Metropolen wie Amsterdam oder Kopenhagen hätten es vorgemacht: Durch eine konsequente Umverteilung des Verkehrsraums seien dort nun fast die Häfte alle Verkehrsteilnehmer Radfahrer. „In Bremen ist es nur ein Viertel“, sagt er. Zwar habe es unter Loske „eine Bewegung in die richtige Richtung gegeben“, der Durchbruch fehle aber noch. „Bremen ist, was Autoverkehr angeht, noch immer ein Paradies im Vergleich zu Städten wie Frankfurt.“

Eine Vielzahl an Maßnahmen wie etwa die Gleichberechtigung von Radfahrern an Ampeln oder ein Ausbau des ÖPNV seien nötig, um hier gegen zu steuern. „Die SPD wird aber versuchen, das bisherige System zu retten.“ Zwar hätten auch die Sozialdemokraten erkannt, dass eine Ökologisierung des Verkehrs notwendig sei. Dennoch sei von ihnen wohl keine „grundsätzlich neue Aufteilung des Verkehrsraums zu erwarten.“

Und die Grünen? „Wir haben den Eindruck, dass die da eher vorsichtig sind.“ So wie „vier Jahre auf Loske eingeprügelt wurde, kann man sich vorstellen, wie schwierig das Thema ist.“

Auch für die Weser hegt der BUND nicht allzu große Hoffnungen. „Wir wollen, dass die Vertiefung von Unterweser und Außenweser gekippt wird. Die ist gegen jede ökologische Vernunft.“ Doch in dieser Frage hätten sich SPD und Wirtschaft schon 2007 gegen die Grünen durchgesetzt.

Eng hiermit verknüpft ist das Thema des Hafenwachstums. „Bei den Hafengesellschaften gibt es Leute, die bis 2025 eine Vervierfachung des Umschlags anpeilen“, sagt Pritzel. „Wer sowas verlangt hat echt den Schuss nicht gehört“ – dies sei „auf keinen Fall zukunftsfähig.“ Gleichwohl würden die mit Hochdruck ausgebaut. Dabei sei der BUND nicht grundsätzlich gegen mehr Umschlag: „Bei der Offshore-Windenergie finden wir absolut in Ordnung.“

Eine Politik ungebremsten Wachstums habe auch eine Flächenfraß zu Folge. „Wir erwarten eine klare Zielzahl: Maximal zehn Hektar pro Jahr dürften neu versiegelt werden“, sagt Prietzel. In den letzten Jahren seien es teils über 100 Hektar pro Jahr gewesen. „Da ist ganz klar: Wenn man das durchhält, ist bald nichts mehr über.“