die steile these
: Bauernopfer der Klimakatastrophe

Bernd Gottschalk, 63, tritt von seinem Posten als Chef-Lobbyist und Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA) zurück. Ein sinnloses, schreckliches Opfer

Nein, mit der Diskussion über den Klimaschutz habe sein Rücktritt rein gar nichts zu tun: „Ich habe mir keine Versäumnisse in der CO2-/Hybrid-Debatte vorzuwerfen“, ließ VDA-Präsident Bernd Gottschalk zum Abschied verbreiten. Zwar hat Gottschalk in seinen zehn Jahren an der Spitze des Verbandes deutscher Automobilproduzenten tatsächlich keinen Finger gerührt, um den CO2-Ausstoß zu verringern oder die Entwicklung von Hybrid-Motoren voranzutreiben. Aber das war auch nie sein Job.

Verantwortlich für Dreck oder auch Effizienz ihrer Flotten sind die Chefs der Autokonzerne. Es oblag Gottschalk, den ökologischen Holzweg der heimischen Industrie einer zunehmend besorgten Öffentlichkeit als ökonomischen Königsweg ins Glück zu verkaufen. Und genau da hat er kläglich versagt – nicht als moralischer Wächter über BMW, Porsche, DaimlerChrysler, Opel, Audi oder Volkswagen, sondern als deren Lobbyist.

Nicht einmal im politischen ARD-Bauerntheater mochte Gottschalk für Schönwetter sorgen und schickte, was ihm nun von den Herstellern angekreidet wird, lieber einen Stellvertreter zu „Christiansen“. Ebenfalls von den Herstellern bemängelt wurden Pläne für eine VDA-Anzeigenserie, laut der die deutsche Autoindustrie 10 Milliarden Euro in den Klimaschutz investieren wolle. Das klinge, sagte ein Manager dem Spiegel, als habe man bisher „nichts getan“, also zu sehr nach der Wahrheit.

Wie Lobbyismus in der Defensive funktioniert, hätte Gottschalk in den USA lernen können – oder auf der Homepage von Philip Morris, die sich liest, als wäre der Tabakkonzern in Wahrheit ein an Gesundheit und Gemeinwohl orientiertes Lungensanatorium. ARNO FRANK