Kinder als Schutzschilder benutzt

Israelische Menschenrechtsorganisation richtet Vorwürfe an israelische Armee

JERUSALEM taz ■ In mindestens zwei Fällen haben israelische Soldaten bei Razzien palästinensische Kinder als menschliche Schutzschilder missbraucht. Das berichtet die israelische Menschenrechtsorganisation Betselem diese Woche. Die beiden 11 und 15 Jahre alten Kinder wurden ihren eigenen Aussagen zufolge mit vorgehaltenem Gewehr dazu gezwungen, den Soldaten voran zwei Häuser zu betreten, in denen bewaffnete Palästinenser vermutet wurden. Die israelische Gesetzlage verbietet ein solches Vorgehen.

In der Regel richtet Israel den Vorwurf, menschliche Schutzschilder einzusetzen, gegen Palästinenser oder auch Aktivisten der libanesischen Hisbollah, die bevorzugt Unterschlupf in dicht bevölkerten Wohnvierteln oder Dörfern suchen. Auch Aktivisten palästinensischer Widerstandsgruppen zwangen palästinensische Kinder teilweise unter Gewaltanwendung zur Kooperation, um sie als menschliche Schutzschilder zu missbrauchen.

Die beiden Vorfälle, auf die sich Betselem bezieht, ereigneten sich im Verlauf der vergangene Woche beendeten Militäroperation „Heißer Winter“ in Nablus. Die Armee hatte bei der Suche nach Waffenlagern und militanten Palästinensern die Altstadt für zwei Tage unter Ausgangssperre gehalten und Haus-zu-Haus-Durchsuchungen unternommen. Schon am ersten Tag der Militäroperation erreichten die Soldaten das Haus des 15-jährigen Amid Amirah und zwangen ihn offenbar unter Stößen mit dem Gewehr, sie bei der Razzia dreier Nachbarhäuser zu begleiten. Die 11-jährige Jahin Dadush musste zweimal mit den Soldaten mitgehen, als sie die Häuser ihrer Nachbarn durchsuchten. „Ich zitterte vor Angst, dass sie mich töten oder ins Gefängnis werfen könnten“, sagte sie gegenüber Betselem. Die Soldaten hätten sie zudem davor gewarnt, über den Zwischenfall zu reden. SUSANNE KNAUL