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Archiv-Artikel

Alles wird nicht gut

Im Mülheimer Theater an der Ruhr geht die „Angst“ um. In allen ihren Facetten: Ein Symposium der „Stücke `07“

Gegen Furcht kann man sich möglicherweise wappnen. Angst aber frisst die Seele auf. Der gegen eigentlich nichts gerichtete Gefühlszustand ist ein zeitgenössisches Phänomen: Der Staat leidet aktuell an einer Terror-Phobie, der einzelne an Panikattacken wegen einem drohenden Arbeitsplatzverlust, und nackte Angst vor dem Klimawandel verunsichert ganze Gesellschaften. Lassen sich Formen kollektiver Angst diskutieren? Ist die Angst als Phänomen beschreibbar?

Das Symposium im Mülheimer Theater an der Ruhr versucht dem Krankmacher auf die Spur zu kommen. An drei Tagen diskutieren WissenschaftlerInnen, PolitikerInnen und Medien- und Kulturschaffende während der 32. „Stücke 07“ die Facetten kollektiver Angst. Dabei geht es um Ursachen und Symptome, um die mediale Inszenierung der Bedrohungen mit den konkreten Auswirkungen auf unser Leben, aber auch um mögliche Formen eines ästhetisch-künstlerischen Umgangs mit der Angst. Jeder Themenkomplex fordert eine Diskussion auf dem Podium und mit dem Publikum.

Vier Panels teilen sich die Phänomenologie zwischen Theorie und Kunstgenuss. Zu Beginn wird die Frage gestellt, ob eine solche kollektive Verunsicherung als krank zu bezeichnen ist und welchen Anteil die Medien daran haben. Denn die berichten von den Krisenherden dieser Welt live und embedded und begründen die Skandalisierung des Alltäglichen mit dem Recht auf Information. Abends geht es dann ins Theater für die deutschsprachige Erstaufführung von „20. November“, ein Stücks des schwedischen Autors Lars Norén. Der Monolog der Schauspielerin Anne Tismer beschreibt anhand von Internet-Tagebüchern die letzte Stunde des jungen Mannes, der im vergangenen Jahr in Emsdetten Amok lief.

Dramaturgisch geschickt wird am folgenden Tag die Frage gestellt, ob Ängste ein fruchtbares Feld für Kunst sind oder ob wir lieber furchtloses Kunsthandwerk brauchen – zur örtlichen Betäubung jeder Beunruhigung. Nach Kaffee und Imbiss geht es jedenfalls in die beruhigende Ausstellung „Kava Kava – Facetten der Angst“ im Kunstmuseum (taz nrw vom 4.4.2007). Der Sonntag gehört der Staatsmacht. „Mehr Sicherheit! – Der Staat als Therapeut?“ fragt Wolfgang Birkenstock Vizepräsident der Polizei-Führungsakademie in Münster. Er diskutiert mit Jochen Hippler, Politikwissenschaftler aus Duisburg. PETER ORTMANN

Infos: www.stuecke.de