: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Früher, ja, da arbeitete der Künstler noch am Projekt Freiheit mit, stemmte seine Kunst gegen die Entfremdung des Individuums durch Markt- und Kapitalinteressen. Erschloss Welten neu und lehrte die Menschen sehen. Und heute? Heute ist der Künstler längst Sklave des Marktes und arbeitet wacker an der Entfremdung mit. Verwandelt alles, was er in die Hände bekommt, in gestaltete Oberfläche, in Fiktion, sprich: Kunst, die man kaufen und verkaufen kann. Hängt wie ein Süchtiger am Subventionstropf oder hechelt dem Markt hinterher. Und so seufzt es in der Überschrift von René Polleschs neuer Produktion an der Volksbühne recht vernehmlich: „Die Kunst war noch viel populärer, als ihr noch keine Künstler wart!“ Premiere Freitag. Dass es auch ohne großen Kunstanspruch und vor allem ohne Subventionen geht, das beweisen die beiden Boulevardtheater am Kurfürstendamm, die nicht nur viel Volk erreichen, sondern auch die öffentliche Hand nicht weiter belasten. Und dankt es ihnen jemand? Nein. Stattdessen kreisen seit Jahren die (Finanz-)Geier über den beiden Häusern und wollen sie einer Shoppingmall opfern. „Lohnt sich das ganze Theater?“, fragt man dort also am Sonntagmittag um halb zwölf berechtigterweise und beraumt eine Podiumsdiskussion zur inhaltlichen Zukunft des Boulevardtheaters an. Motto: Qualität ist machbar, Herr Nachbar! Auf dem Podium sitzen u. a. Ex-taz-Chefin Georgia Tornow, der Direktor des Konzerthauses am Gendarmenmarkt Georg Vierthaler, die Schauspielerin und Regisseurin Katharina Thalbach, der Moderator und Schauspieler Hugo Egon Balder sowie Intendant Martin Woelffer. Und dann werden am Mittwoch im Deutschen Theater die Autorentheatertage eröffnet, die ein Best-of von Inszenierungen zeitgenössischer Dramen aus dem deutschsprachigen Raum präsentieren.
■ Die Kunst war noch viel populärer …: Volksbühne, ab Fr
■ „Lohnt sich das ganze Theater?“: Theater am Kurfürstendamm, So
■ Autorentheatertage Berlin: Deutsches Theater, ab Mi