: Bush und sein Satellit durch Lateinamerika
Der US-Präsident besucht Verbündete in Kolumbien und Guatemala, Chávez stärkt „antiimperialistische Allianz“
PORTO ALEGRE taz ■ Chávez nervt. So lassen sich die Reaktionen von George W. Bush und seinem Stab zusammenfassen, wann immer die Sprache auf die Parallelveranstaltungen des Venezolaners während der Lateinamerikareise des US-Präsidenten kommt. „Das ist eure Geschichte“, sagte Pressesprecher Tony Snow den mitreisenden Reportern, „wir jedenfalls haben niemand anderen im Gepäck.“
„Ich bin nach Lateinamerika gekommen, um eine konstruktive und stille Diplomatie zu machen“, wich Bush einer Frage nach Chávez aus. Heftige Proteste auf allen seinen Stopps durchkreuzten jedoch diese Absicht. Allein in Bogotá, wo sich Bush am Sonntag gerade sieben Stunden lang aufhielt, wurden nach Straßenschlachten mit der Polizei 127 Demonstranten verhaftet.
Auf der Pressekonferenz im kolumbianischen Präsidentenpalast betonte Bush am Sonntag Kolumbiens Status als „strategischer Partner“ der USA, versprach weitere Aufrüstung und warb für das umstrittene Freihandelsabkommen, für dessen Ratifizierung nur noch wenige Monate zur Verfügung stehen – der „fast track“-Freibrief, den er vom US-Kongress für derartige Verhandlungen erhalten hatte, läuft Ende Juni aus.
Nachdem sich Bush für eine „unabhängige Justiz“ stark gemacht hatte, die die Verstrickungen der rechtsextremen Paramilitärs mit kolumbianischen Politikern und Regierungsfunktionären untersuchen solle, verteidigte Gastgeber Álvaro Uribe vehement seine Politik der „demokratischen Sicherheit“: „Hier ist nichts zu verbergen, hier gibt es einen Kampf, um den Terrorismus zu demontieren.“ Die Paramilitärs seien eine Ausgeburt der linken Rebellengruppen, beteuerte Uribe: „Diese Guerillas haben den Paramilitärs gezeigt, wie man alle Kampfformen kombiniert.“
Unterdessen setzte Chávez in Bolivien das Schattenboxen fort, das er in Argentinien begonnen hatte. Mit seinem bolivianischen Kollegen Evo Morales flog er am Samstag über das Überschwemmungsgebiet im amazonischen Tiefland, tags darauf ließ er sich in der Großstadt El Alto bei La Paz feiern. Wie schon in Bolivien unterzeichnete er anschließend in Nicaragua mehrere Kooperationsabkommen im Rahmen seiner linken Allianz „Bolivarianische Alternative für die Amerikas“ (Alba): Nicaragua beteiligt sich am kontinentalen TV-Kanal Telesur, und Venezuela wird eine Raffinerie in dem zentralamerikanischen Land bauen.
Nachdem Bush gestern einen Maya-Tempel in Guatemala besucht hatte, reinigten Schamanen die Anlage mit Gesängen, Weihrauch und Kräutern. Den Abstecher zur Gedenkstätte Iximché bezeichnete ein indigene Bauernführer „als Beleidigung des Maya-Volkes und seiner Kultur“. GERHARD DILGER