Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Ich sitze mit einem Kopfhörer bestückt vor einem Monitor und klopfe mir lachend auf die Schenkel. Denn das was ein Mitglied der Kwaito Crew A.G.V. aus Soweto über Pantsula Dance erzählt, kann, so wie er es rüberbringt, nicht ernst gemeint sein: Pantsula, der Tanz der Gangster. Klaro! Ein Besucher neben mir schaut mich fragend an. Ich sammel mich und erkläre, dass meines Wissens nach Pantsula während der Apartheid von Minenarbeitern in ihrer Freizeit entwickelt wurde. Noch heute wird Pantsula in Gruppen schick gekleideter Männer getanzt. Aber nicht nur. Der Film von Bart van Dijk (NL 2009) zeigt so die Keimzeile einer Clubkultur des globalen Mix, die in sechs weiteren Filmen aus Angola, Brasilien und vor allem den USA ausgelotet wird. Überlebensgroß mit einer schier atemraubenden Dynamik hat der britische Graffiti-Künstler Mode 3 dies positive globale Lebensgefühl aus Tanz, Straße und Musik in einem mehr als zehn Meter langem Sketch an der Wand des SchauFensters zusammengefasst. Der Tanz seiner Figuren liegt dabei eine Mischung aus Modezeichnung, Malerei und Graffiti zugrunde. Zu sehen am besten von der Straße.

Fernab jeder Straße findet der US-Amerikaner Alec Soth seine Protagonisten. Es sind Einzelgänger, die es an die Ränder der Gesellschaft treibt. Seine großformatigen Fotografien in der Galerie Loock zeigen Menschen in ihrer selbstgewählten Umgebung oder Orte, die verlassen scheinen. Man wird allerdings vorsichtig: Hier oder dort findet sich doch ein Hinweis auf aktuelle Nutzung. Ein nackter Kerl steht derweil in einem Flussbett und blickt von Weitem in die Kamera. Arme, Kopf und der sehnige Körper sind so braun wie die eines Afroamerikaners. Nur seine weißen Beine verraten, dass dem nicht so ist. Nähert man sich ihm allerdings auf wenige Zentimeter, wird gar eine Swastika auf seinem Oberarm erkennbar.

■ Radical Riddims: Mode 3 – Dancing Cultures; bis 18. Juni, tgl. 16–20 Uhr, SchauFenster, Lobeckstr. 30–35 ■ Alec Soth: Broken Manual; bis 23. Juli, Galerie Loock, Di–Sa, 11–18 Uhr, Invalidenstr. 50