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Archiv-Artikel

Zum Wohl der Kinder: Streitfall Impfung

Eine Übersicht zu ein paar unvereinbaren Standpunkten zwischen unversöhnlichen Lagern

Abwehrkräfte: Die Impfgegner argumentieren, dass es besser sei, die körpereigenen Abwehrkräfte zu stärken, als zu schnell zu impfen. Die Impfung dagegen verringere die körpereigene Abwehr. Das Robert-Koch-Institut erwidert den Impfkritikern, dass nur gegen rund ein Dutzend Erreger geimpft werde, während sich der Organismus täglich mit der Abwehr von hunderten Erregern trainiere.

Entwicklung: Der anthroposophische, homöopathische Ansatz schreibt Kinderkrankheiten eine wichtige Funktion bei der geistigen und körperlichen Entwicklung zu. So verbessere sich beispielsweise nach einer durchgemachten Kinderkrankheit die motorische und sprachliche Entwicklung. Impfbefürworter halten dem entgegen, dass ein schlechter Krankheitsverlauf einer durch eine Impfung vermeidbaren Krankheit viele Kinder um so mehr zurück werfe. Zudem sei nicht beweisbar, dass geimpfte Kinder eine schwächere Konstitution besäßen.

Korruption: Beide Lager werfen sich gegenseitig vor, aus dem Streit um Impfungen persönliche Vorteile erzielen zu wollen. Während den Ärzten unter den Impfgegnern vorgeworfen wird, durch eine langwierige Behandlung von Kinderkrankheiten Einnahmen generieren zu wollen, kontern die Impfgegner, Studien zur Wirksamkeit der Impfungen seien größtenteils von Pharmafirmen, die auf eine Zulassung neuer Präparate hoffen, finanziert.

STIKO: Die „ständige Impfkommission“, ein aus 17 vom Bundesministerium für Gesundheit berufenen Experten bestehendes Gremium, trifft sich zwei Mal im Jahr. Die STIKO-Empfehlungen nutzen die Bundesländer unabhängig für ihre öffentlichen Impfempfehlungen. Kritiker der Impfempfehlungen werfen einigen Experten vor, Aufträge von Pharmaunternehmen zu bekommen. Die STIKO sagt, Experten, die an einer Impfstoffstudie beteiligt waren, nehmen an den Beratungen dazu nicht teil.

Schadenersatz: Gegner der flächendeckenden Impfungen sagen, viele Ärzte führten die Empfehlungen der STIKO allein deshalb aus, um vor möglichen Schadensersatzforderungen bei schlechtem Krankheitsverlauf geschützt zu sein. Werden dagegen die Impfempfehlungen der STIKO umgesetzt, kommen die Versorgungsämter bei eventuell eintretenden Impfschäden auf.

Wirksamkeit: Kritiker bezweifeln oft die Wirksamkeit von Impfungen. Sie machen Verbesserung der Hygiene und des Lebensstandards für den Rückgang von Infektionskrankheiten verantwortlich. Dagegen nennen die Impfbefürworter Zahlen aus der ehemaligen DDR: Dort war die Impfung gegen Keuchhusten Pflicht. Nach der Wende nahmen in den fünf neuen Bundesländern die Infektionen wieder zu. Als Folge der Impfmüdigkeit - sagen die, die Impfen wollen.

ELMAR KOK