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Archiv-Artikel

Großhandel am Fernbahnhof

Früheres Paketpostamt wird niedergerissen. Dafür will die Metro hier einen Großhandelsmarkt bauen. Nebenan soll einmal ein neuer Fernbahnhof als Ersatz für den Bahnhof Altona entstehen

VON GERNOT KNÖDLER

Am Rande des großen Bahngeländes mitten in Altona wüten zurzeit die Bagger. Von dem ehemaligen Hochhaus des Buchgroßhändlers Libri an der Stresemannstraße haben sie nur einen Haufen Schutt übrig gelassen, der beregnet wird, damit er nicht die ganze Gegend einstaubt. Ein paar Hundert Meter stadteinwärts bietet das ehemalige Paketpostamt am Diebsteich ein ähnliches Bild.

Auf dem Postgelände soll ein Großhandelsmarkt der Metro errichtet werden, auf einem Teil der Libri-Fläche ist die Erweiterung eines ähnlichen Unternehmens, der Fegro, geplant. Dazwischen, entlang der Gleise zwischen Stresemannstraße und S-Bahnhof Diebsteich soll nach 2010 ein neuer Fernbahnhof gebaut werden. Im Gegenzug würde der Bahnhof Altona aufgegeben.

Der neue Bahnhof, der im Gegensatz zum Bahnhof Altona kein Sackbahnhof wäre, komme frühestens mit dem neuen Bundesverkehrswegeplan, sagt der Altonaer Baudezernent Reinhold Gütter. Das Empfangsgebäude läge im Dreieck der S-Bahnlinien und würde sich zur Stresemannstraße öffnen. Südlich der Stresemannstraße soll auf den ehemaligen Gleisanlagen ein neuer Stadtteil gebaut werden. Noch ist dieses zentrale Stadterneuerungsprojekt allerdings nicht eingetütet: Das Gelände gehört der Bahn. Konkrete Pläne gibt es nicht. Nach den groben Vorstellungen des Bezirks soll hier ein gemischtes Quartier mit Blockstruktur entstehen.

Ein Großhandelsmarkt neben dem Fernbahnhof sei städtebaulich nicht ideal, räumt Gütter ein, aber der „Ungleichzeitigkeit der Entwicklung“ geschuldet. Die Idee, den Fernbahnhof an den Diebsteich zu verlegen, habe sich zu spät konkretisiert, um das Planrecht für das Postgelände ändern zu können.

Die beiden Abriss- und Neubauprojekte beenden jahrelange Leerstände. Schon vor etwa zehn Jahren habe die Post für die Postleitzahlen 20… bis 22… ein Paketzentrum in Allermöhe errichtet, sagt der Pressesprecher Martin Grundler. In den vergangenen Jahren sei die große Halle an der Stresemannstraße nur noch zum kleinen Teil postalisch genutzt worden.

„Was da abgerissen wird, hat auf das laufende Geschäft keinen Einfluss“, sagt Grundler. Das große Briefsortierzentrum bleibe bestehen und auch die Postfiliale mit Paketausgabe. Von der ehemaligen Pakethalle wird der Handelskonzern Metro (Real, Extra, Mediamarkt, Saturn, Kaufhof) nur noch die Tiefgarage übrig lassen, wie dessen Pressesprecher Jürgen Hohmeyer bestätigt. Obendrauf soll ein Großhandelsmarkt errichtet werden, in dem nur Gewerbetreibende einkaufen dürfen, das Stammgeschäft der Metro. Einen ähnlichen Markt gibt es auf der anderen Seite der Bahn mit der Fegro. Sie ist auf „kleine und mittlere Gewerbetreibende“ spezialisiert: Gastronomen, Kiosk-Betreiber, Einzelhändler.

Das Fegro-Gelände gehört ebenso wie das ehemalige Libri-Grundstück dem Hamburger Unternehmen Procom. Die bundesweit tätige Investment- und Projektentwicklungsfirma will das in die Jahre gekommene Fegro-Gebäude sanieren und auf dem Libri-Grundstück um eine Parkpalette ergänzen. Auf dem verbleibenden Grundstücksteil direkt an der Stresemannstraße solle ein Gewerbebau entstehen, sagt Dennis Barth von Procom. Das neue Gebäude solle mit „anspruchsvoller Architektur“ aufwarten und das angrenzendeGewerbe- und Wohngebiet „Kühnehöfe“ ergänzen. Das ehemalige Gelände der Feinkostfabrik Kühne ist zurzeit erst etwa zur Hälfte bebaut.

Über die Nutzung des Procom-Neubaus wird derzeit mit dem Bezirksamt verhandelt. „Ein reiner Bürobau wird‘s nicht“, sagt Barth. Einen großen Supermarkt oder ähnliches hat der Bezirk nach Auskunft Gütters per Bebauungsplan ausgeschlossen.