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Archiv-Artikel

In der katholischen Kirche ist die Reform vorerst nur mau

VATIKAN Die Beratungen der Synode zur katholischen Familienpolitik offenbaren keinen Durchbruch

AUS ROM MICHAEL BRAUN

Patt zwischen Reformern und Traditionshütern, bei leichten Platzvorteilen für die Neuerer: Dies ist das Ergebnis der am Samstag in Rom zu Ende gegangenen außerordentlichen Familiensynode. 14 Tage hatten 191 Bischöfe und Kardinäle aus aller Welt debattiert, doch am Ende blieb der große Durchbruch bei zwei zentralen Themen – bei der Zulassung geschiedener Wiederverheirateter zur Kommunion und beim Umgang der katholischen Kirche mit Homosexuellen – dann doch aus.

Am Samstag waren die „Synodenväter“ aufgerufen, in geheimer Abstimmung die 62 Punkte des Abschlussdokuments zu billigen, entweder mit „Placet“ („Gefällt“) oder mit „Non placet“ („Gefällt nicht“). Und ausgerechnet jene drei Punkte, die den zentralen Streitfragen gewidmet waren, erhielten keine Zweidrittelmehrheit; zu groß war das Missfallen des konservativen Lagers.

Dieses Ergebnis hatte sich schon in der zweiten Synodenwoche abgezeichnet, als die Hardliner um den deutschen Kardinal und Ratzinger-Zögling Gerhard Julius Müller, den mächtigen Chef der Glaubenskongregation, das Sperrfeuer eröffnet hatten. Müller donnerte gegen den von Kardinal Peter Erdö verfassten Zwischenbericht angesichts dessen freundlicher Töne für Schwule genauso wie für wiederverheiratete Geschiedene, das Papier sei „unwürdig, schändlich, völlig falsch“.

Und obwohl dann das Dokument nur den Stand des gültigen Katechismus („keine ungerechtfertigte Diskriminierung“) wiedergab, stimmte das konservative Lager mit „Gefällt nicht“.

Letztendlich aber schlug sich in allen Punkten eine klare Mehrheit auf die Seite des Papstes Franziskus, der die breite Reformdiskussion angestoßen hatte. Und Franziskus selbst machte in seiner Schlussansprache – in den zwei Wochen vorher hatte er den Debatten schweigend gelauscht – deutlich, dass die Diskussion keineswegs zu Ende ist, sondern mit der Synode überhaupt erst angefangen hat.

Zwar erteilte er einerseits den „Gutmenschen“, den „Progressisten und Liberalisten“ eine Absage. Andererseits aber goss er den Konservativen ordentlich ein: Er stellte sich gegen „die Versuchung der feindseligen Verhärtung, die Versuchung, sich hinter der Schrift (dem Wort) zu verbarrikadieren und sich nicht vom Gott der Überraschungen (dem Geist) überraschen zu lassen. Seit der Zeit Jesu ist dies die Versuchung der Eiferer, der Skrupulösen, der heute so genannten Traditionalisten.“ Damit ist die nächste Runde eingeläutet. Das Synodenpapier soll nun in den Ortskirchen diskutiert werden; im Oktober 2015 soll die Synode Beschlüsse fassen.

Erst einmal aber trat die Kirche den Beweis an, dass sich vorerst nichts geändert hat. Am Samstag nahm Roms Bürgermeister Ignazio Marino in einem feierlichen Akt die Eintragung von 16 im Ausland geschlossenen Homo-Ehen vor. Dagegen wetterte nicht nur der konservative Innenminister Italiens, Angelino Alfano. Auch das Bistum Rom schoss gegen den „ideologischen Akt, der einen beispiellosen institutionellen Affront festschreibt“, und die italienische Bischofskonferenz sprach von einer „inakzeptablen, willkürlichen Anmaßung“. Noch scheint der Reformwind in der Kirche nur ein laues Lüftchen zu sein.

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