: Der finnische Grünenchef
Sich selbst nennt er einen „grünen Sozialliberalen“: „Ich will eine Gesellschaft, die allen gleiche Möglichkeiten gibt“, erklärt Ville Niinistö, der neue Vorsitzende der finnischen Grünen. Auf ihrem Parteitag am Wochenende haben die Grünen den neuen Vorsitzenden gekürt, der versprach, die Partei wieder zu ihren Wurzeln zurückzuführen. „Wir haben uns für unsere Ideale geschämt“, analysierte Niinistö die herben Verluste, die die Grünen bei den Reichstagswahlen im April hinnehmen mussten. Trotz der Katastrophe von Fukushima hatten die finnischen Grünen („Vihreät“) jeden achten Wähler verloren und waren mit 7,2 Prozent nur noch sechststärkste Partei geworden.
Damit war die bisherige Vorsitzende Anni Sinnemäki nicht mehr haltbar. Gerade noch 843 Parteimitglieder – Finnlands Grünenbasis wählt direkt – stimmten für sie, während auf Niinistö eine absolute Mehrheit von 2.550 der 4.597 Stimmen entfiel. Ein deutliches Votum für den 34-jährigen Magister der Politikwissenschaft, der seit 2007 im Reichstag sitzt und vor zwei Jahren zum Fraktionsvorsitzenden gewählt worden war.
Nach einigem Hin und Her gehören die Grünen wieder zum Kreis der Parteien, die eine Regierungskoalition bilden sollen. Diesmal werde man sich nicht so billig verkaufen wie in der vergangenen Legislaturperiode, verspricht Niinistö. Damals verblieben die Grünen in einer Regierung, die den Bau von zwei neuen AKWs genehmigte. Ein Fiasko für die Glaubwürdigkeit der Partei. Niinistö: „Wer wählt schon einen zynischen Idealisten?“
Villes Familie ist quasi eine skandinavische Grünendynastie. Seit sieben Jahren ist er mit Maria Wetterstrand verheiratet, die bis vor wenigen Wochen neun Jahre lang den Parteivorsitz der schwedischen Grünen innehatte. Der Lebensmittelpunkt des „grünen Paars“ und seiner Kinder Elias und Linnea werde sich nun von Stockholm endgültig auf die andere Seite der Ostsee verlagern, kündigte der neue Vihreät-Chef an. Und vielleicht kommt es dann ja mal zum Abendessen, zu dem der Fußball- und Rollenspielfan Niinistö zwei Traumgäste einladen möchte: Barack Obama und Peter Gabriel – „nicht nur wegen der Musik“.
REINHARD WOLFF