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Archiv-Artikel

Weltgrößtes Solarkraftwerk geht ans Netz

12.000 Haushalte am spanischen Mittelmeer sollen ihren Strom künftig von der Sonne bekommen

MADRID taz ■ Spanien hat die Sonne als Energiequelle entdeckt. Dieser Tage geht im ostspanischen Mittelmeerort Beneixama die erste Ausbaustufe des weltgrößten Solarkraftwerkes ans Netz. 40 Einzelanlagen mit jeweils einer Spitzenleistung von 100 Kilowattpeak sind betriebsbereit. Weitere 160 solcher Anlagen sollen bis Ende des Sommers hinzukommen. Das neue Kraftwerk wird dann eine Spitzenleistung von 20 Megawattpeak haben. Bereits 2009 wird Benaixama aber seine führende Stellung als weltgrößtes Solarkraftwerk verlieren. Denn dann soll östlich von Leipzig eine 40-Megawatt-Anlage ihren Betrieb aufnehmen.

Die Anlage in Spanien wurde in einer Rekordzeit erstellt. Baubeginn auf dem 500.000 Quadratmeter großen Gelände war im August 2006. 164.340 Quadratmeter sind künftig mit Solarpanels bedeckt. Der Bau kostet 120 Millionen Euro. Die Technik stammt aus dem Hause Siemens und dem deutschen Unternehmen City-Solar. Das Kraftwerk wird pro Jahr über 30 Megawattstunden produzieren und damit 12.000 Haushalte versorgen. Geschähe dies mit einem Kohle- oder Gaskraftwerk, würde dies einen Ausstoß von gut 30.000 Tonnen CO2 pro Jahr bedeuten. Spanien muss seine CO2-Bilanz dringend verbessern. Denn das Land auf der iberischen Halbinsel ist Klimakiller Nummer 1 in der Europäischen Union. Laut Kioto hätte Spanien im Zeitraum von 1990 bis 2010 den Ausstoß von CO2 um 15 Prozent steigern dürfen, um den Rückstand zu den entwickelteren europäischen Ländern aufzuholen. Doch das reichte den Spaniern nicht. Heute liegen die Emissionen rund 60 Prozent über dem Wert von 1990, Tendenz steigend.

Ausgerechnet die Sonnenenergie wurde bisher sträflich vernachlässigt. In Spanien stammen rund 20 Prozent der Elektrizität aus erneuerbaren Energiequellen. Wasserkraft und Windkraft erzeugen jeweils neun Prozent der Elektrizität. Die Verbrennung von Biomasse und die Sonnenenergie teilen sich die restlichen zwei Prozent.

Umweltministerin Cristina Narbona mahnt deshalb einen Wandel in der Energiepolitik an. „Wir müssen verlorenen Zeit aufholen“, erklärt sie. Neben dem Bau weiterer Solarkraftwerke will sie die Energieeffizienz der Privatwohnungen erhöhen. Ein neues Gesetz schreibt vor, dass Neubauwohnungen zwischen 30 und 70 Prozent ihrer Warmwasserversorgung per Solaranlagen sichern müssen. Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Supermärkte müssen künftig die Dächer mit Solarzellen versehen, um einen Teil des benötigten Stromes selbst zu erzeugen.

Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, dass der Ausstoß von Treibhausgas bis 2012 um 16 Prozent gesenkt wird. Die Versäumnisse in der Energiepolitik werden für Spanien schon bald teuer. Zwischen 8,5 und 9,5 Milliarden Euro werden die CO2-Emissionen in den nächsten zehn Jahren kosten, sobald die EU ihre Klimaschutzpolitik voll umsetzt und der Emissionshandel funktioniert. Zu diesem Schluss kam eine Studie, die im Auftrag von Iberdrola, dem zweitgrößten Energiekonzern des Landes, erstellt wurde.

REINER WANDLER