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Archiv-Artikel

Knut wird Maskottchen für die Umwelt

„Ohne Eis kein Eisbär“, weiß Bundesumweltminister Gabriel. Deshalb möchte er den bekannten Eisbären Knut aus dem Berliner Zoo nutzen, um gegen das weltweite Artensterben vorzugehen. Umweltverbände begrüßen die geplante Kampagne

VON CHRISTINE ZEINER

Warum ist Knut so gut? Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) weiß die Antwort: „Ohne Eis kein Eisbär“ – das sei vielen erst durch den jungen Bewohner des Berliner Zoos verdeutlicht worden. „Unsere Kinder sollen eine Erde vorfinden, die im gleichen oder einem besseren Zustand ist als heute.“ Und deshalb gehöre der Schwund der Artenvielfalt gestoppt, sagte er gestern im Antilopenhaus des Berliner Zoos am Tag der biologischen Vielfalt.

Ein Star scheint da nicht genug, um diesem Ziel näher zu kommen. Knut ist also wichtig –aber nicht der Einzige, der beim Kampf gegen den Artenschwund mitmachen soll. Achtzehn bekannte Namen finden sich als Unterstützer der gestern von Gabriel präsentierten Kampagne wieder, KarstadtQuelle-Vorstandsvorsitzender Thomas Middelhoff beispielsweise, Schauspielerin Christiane Paul, Hipp-Geschäftsführer Claus Hipp und TV-Köchin Sarah Wiener. Gemeinsam wollen sie sich aufmachen, „den internationalen Verhandlungen über den Schutz der Natur zu den dringend benötigten Erfolgen zu verhelfen“, hieß es.

Da gibt es einiges zu tun. Denn auf dem Gipfeltreffen in Göteborg 2001 beschlossen die EU-Mitgliedsländer, die Verluste der biologischen Vielfalt bis zum Jahr 2010 einzudämmen und natürliche Ökosysteme wieder aufzubauen. Seither gab es es eine Handvoll Aktionspläne – dennoch bislang hat die Geschwindigkeit, mit der Tiere und Pflanzen aussterben, zugenommen. Auch das weiß Minister Gabriel: Das Thema befinde sich in einem Spannungsfeld mit Auseinandersetzung von Wirtschafts-, Umwelt- und Landwirtschaftspolitik, sagte er. Dabei gehe es auch darum, „den Mut zu haben, nicht ausschließlich wirtschaftliche Argumente zu setzen“.

Genau darum gehe es etwa bei der Elbe, sagt Christian Schweer, Gewässerexperte des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Für die Schifffahrtsverbände ist es mit Blick auf die Märkte Mittel- und Osteuropas „dringend erforderlich“, den Fluss auszubauen. „Dabei sind die verbliebenen Auenlandschaften der Elbe Hotspots der Biodiversität. Auen sind natürliche Klärwerke, die die gute Qualität unseres Wassers herstellen“, so Schweer. Es komme darauf an, dass nicht nur vollmundig erklärt werde, sich für Artenvielfalt einsetzen zu wollen – eine Kampagne, die auf das Thema aufmerksam macht, beurteilt Schweer jedenfalls positiv. Die Umweltstiftung WWF sieht das ähnlich. „Man muss natürlich abwarten, was das bringt“, sagt Sprecherin Astrid Deilmann. Die Kampagne sei ein guter Schritt, die Politik müsse aber die Rahmenbedingungen setzen. „Dass sich Gabriel für dieses – unter Anführungszeichen – Randthema einsetzt, ist schon etwas“, meint Deilmann. Als ein Ergebnis der G-8-Umweltministerkonferenz im April hatte Gabriel die „Potsdamer Initiative“ präsentiert, die die Bekämpfung des Artenschwundes zum Thema hat. Und im kommenden Jahr wird Bonn Gastgeberstadt der UN-Naturschutzkonferenz sein – mit Knut als Maskottchen.