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Archiv-Artikel

Nicht die erste Krise beim Flugzeugbauer

Der Airbus-Konzern kann mit Recht auf bessere Zeiten hoffen. Die Auftragsbücher sind prall gefüllt

Noch nie hat Airbus so viele Flugzeuge ausgeliefert wie im vergangenen Jahr

Das Ergebnis unterm Strich ist nicht schön. Airbus hat im vergangenen Jahr 572 Millionen Euro Verlust gemacht. 2,5 Milliarden Euro haben allein die Lieferverzögerungen beim Riesenflieger A 380 das Unternehmen gekostet. Doch die Chancen stehen gut, dass das angekündigte Sanierungskonzept Power 8 greifen wird. Die Probleme sind nur zum Teil struktureller Natur und die Auftragsbücher voll.

Trotz der Lieferverzögerungen beim A 380 haben die Fluggesellschaften 166 Maschinen fest bestellt. Die Produktionsprobleme betreffen nicht die Grundstruktur der Maschine, sondern deren Ausstattung. Die Verkabelung der elektronischen Geräte an Bord erwies sich komplizierter als erwartet. Im Oktober soll die erste Maschine an Singapore Airlines ausgeliefert werden.

Airbus wird mittelfristig mit dem A 380 Geld verdienen, so wie mit seinen anderen Flugzeugtypen. Noch 2005 brachte Airbus dem EADS-Konzern 2,3 Milliarden Euro Gewinn ein. Das Geschäft brummt: Noch nie hat Airbus so viele Flugzeuge an Kunden ausgeliefert wie im vergangenen Jahr. Während 434 Maschinen ausgeliefert wurden, zogen Airbus-Verkäufer fast das Doppelte an Aufträgen (824) an Land – der zweitbeste Wert in der Geschichte. Laut Airbus-Angaben ist in den nächsten fünf Jahren für reichlich Arbeit gesorgt.

Dass das Unternehmen trotzdem kämpfen muss, liegt an einer Kombination von Problemen. Der niedrige Dollarkurs erschwert es, Geld mit Maschinen zu machen, die mit Euros produziert und gegen Dollars verkauft werden. Binnen sechs Jahren habe das 20 Prozent der Wettbewerbsfähigkeit gekostet, behauptet Airbus. Für den Konzern ist das nichts Neues. Auch bei der letzten Dollarkrise Mitte der 90er-Jahre wurden Tausende entlassen. Ein paar Jahre später stellte Airbus wieder ein.

Das Problem der Verkabelung entstand aus der Verteilung der Produktion auf verschiedene Länder – ein lösbares Managementproblem. Zum Teil hat sich Airbus auch selbst unter Druck gesetzt: Der A 380 ist noch nicht gestemmt, und schon hat der Konzern angekündigt, mit dem A 350 ein weiteres Langstreckenflugzeug neu zu entwickeln. Hierfür braucht der Vorstand Milliarden, die „Power 8“ ebenfalls abwerfen soll. GERNOT KNÖDLER