Der die Welt heilen soll

Jan Egeland, 49, war nur eine kurze Pause vergönnt: Nun wartet auf ihn ein neu geschaffenes UN-Amt. Der Norweger soll künftig Konflikte in aller Welt vermeiden oder wenigstens lösen helfen. FOTO: AP

Mehr Zeit für die Familie wolle er haben. Damit hatte Jan Egeland Ende vergangenen Jahres seinen vorzeitigen Abgang als UN-Nothilfekoordinator begründet. Viel Ruhe hat die UN dem 49-jährigen norwegischen Topdiplomaten nicht gelassen, bevor sie ihn schon wieder rief. Am Mittwoch wurde er von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zu seinem neuen Sonderberater und Untergeneralsekretär mit dem speziellen Aufgabenbereich „Vermeidung und Lösung von Konflikten in aller Welt“ ernannt.

Über Mangel an Arbeit wird sich Egeland nicht beklagen können. Und obwohl nun wieder zu wenig Zeit für Ehefrau Anne Kristin und seine beiden Kinder Ane und Heidi bleiben wird, hat Egeland nicht Nein gesagt: „Es ist schön, auch vom neuen Generalsekretär das Vertrauen zu erhalten“, kommentierte er seine Ernennung.

Konkret soll Egeland eine Art ständige Bereitschaftsgruppe von möglichen Friedensmaklern für alle Konfliktherde der Welt aufbauen und deren Arbeit koordinieren. Dies sei, so der neue Chefmakler vor der norwegischen Presse, Teil eines größeren Programms der UN, ihre konfliktvorbeugende Arbeit neu zu ordnen, um bewaffnete Konflikte möglichst schon im Keim ersticken zu können.

„Man hat mich wohl gefragt, weil ich einige Erfahrung damit habe, neue Organisationen und Programme aufzubauen“, meint Egeland. Und er sieht den neuen Auftrag auch als Bestätigung und logische Fortsetzung seiner Arbeit als UN-Nothilfekoordinator: „Die letzte Zeit musste ich versuchen, offene Wunden zu verbinden. Nun will ich möglichst vermeiden, dass kleine Schrammen zu großen Verletzungen werden.“

Mit Optimismus an Aufgaben heranzugehen, die andere als nahezu hoffnungslos einschätzen, ist ein Wesenszug des Norwegers. Die Welt sei besser als ihr schlechter Ruf, sagte er erst kürzlich in einem Interview. Da war er gerade aus dem Sudan nach Hause gekommen.

Der Glaube, als Einzelner etwas zum Besseren hin bewegen zu können, ließ bereits den 15-jährigen Schüler eines Gymnasiums in Stavanger eine Ortsgruppe von amnesty international aufbauen. Und er gab keine Ruhe, bis nicht nur die MitschülerInnen, sondern auch die meisten seiner LehrerInnen dort Mitglied geworden waren. Nach dem Abitur und vor der Aufnahme eines staatswissenschaftlichen Studiums verbrachte er ein halbes Jahr in Lateinamerika, wo sein Interesse für das Thema Menschenrechte endgültig geweckt wurde.

Um sich zu entspannen, liest Egeland Krimis und hört klassische Musik, vor allem Bach und Mozart: „Und Pop und Soul aus den Siebzigerjahren. Die Zeit, wo ich meine Anne Kristin kennen gelernt habe.“

REINHARD WOLFF