: Kongo: UN-Soldaten als Goldschmuggler
Pakistanische UN-Soldaten in der Region Ituri sollen zusammen mit Regierungstruppen und Milizen am illegalen Export von Gold beteiligt gewesen sein. Entsprechende interne Erkenntnisse der UNO werden jetzt erstmals von der BBC veröffentlicht
VON DOMINIC JOHNSON
UN-Truppen in der Demokratischen Republik Kongo sollen tief in den Schmuggel von Gold verwickelt sein. Der BBC-Rundfunk veröffentlichte gestern die Ergebnisse einer langen Recherche, wonach Soldaten des pakistanischen UN-Kontingents im nordostkongolesischen Ituri im Jahr 2005 Gold gekauft und an Händler weiterverkauft haben, die den Rohstoff dann illegal außer Landes brachten. Ituri hat die größten Konzentrationen an Blauhelmen und Goldvorkommen des Kongo; die Vorfälle beziehen sich auf Ituris wichtigste Goldgräberstadt Mongbwalu.
Der BBC-Bericht zitiert einen lokalen Geschäftsmann, der von Treffen zwischen pakistanischen UN-Soldaten und den Warlords „Kung Fu“ und „Dragon“ in Mongbwalu berichtet. Die beiden Warlords waren lokale Führer der Miliz FNI (Nationalistische Integrationskräfte), die die Minen von Mongbwalu seit 2003 kontrollierte. UN-Truppen kamen im April 2005 nach Mongbwalu, und im September auch Kongos Regierungsarmee FARDC. Die schaltete sich dann ebenfalls in den Handel ein, in Zusammenarbeit mit FNI-Warlords außerhalb der Stadt.
Der deutsche Wissenschaftler Alex Veit, der damals die Region bereiste, erinnert sich, dass ein indischstämmiger Goldhändler im Monuc-Gelände in Mongbwalu lebte und von FARDC-Soldaten beschützt wurde. Der Händler mit kenianischem Pass und Wohnsitz in Ruanda habe sich als Computerspezialist der US-Entwicklungshilfe ausgegeben.
Die BBC-Recherchen gehen auf Erkenntnisse der in Ituri sehr aktiven Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) zurück. Anneke Van Woudenberg, Kongo-Expertin von HRW, übergab Ende 2005 eine Reihe von Belegen über Goldschmuggel durch UN-Soldaten in Ituri an das UN-Hauptquartier in New York. „Wir dokumentierten zwei wichtige Handelstransaktionen mit hochrangigen kongolesischen Offizieren, pakistanischen Offizieren und indischen Händlern aus Kenia“, sagt Van Woudenberg. „Die Händler kamen Ende November 2005 nach Mongbwalu auf UN-Flügen und in UN-Fahrzeugen, wohnten im UN-Gelände und kauften einen Haufen Gold, den sie auf einem UN-Flug wieder ausflogen. Es ging über Goma nach Dubai.“
Der Wert dieses Goldes habe zwei bis fünf Millionen Dollar betragen. Ein zweiter solcher Flug von Mongbwalu nach Goma Anfang Dezember habe wegen schlechten Wetters in Ituris Hauptstadt Bunia notlanden müssen, wo Regierungssoldaten den Zoll mit Waffengewalt an einer Inspektion seiner Fracht gehindert hätten. Danach habe die UNO auf der Grundlage des HRW-Materials eine große interne Ermittlung eingeleitet.
Dem BBC-Bericht zufolge mussten die UN-Ermittler aber schließlich mit Hubschraubern aus Mongbwalu evakuiert werden, nachdem die pakistanischen Blauhelmsoldaten sie mit Gewalt daran gehindert hatten, ihre Computer zu untersuchen, um Belege über Waffenbestände zu prüfen. Zuvor hatten kongolesische Soldaten ausgesagt, UN-Soldaten hätten FNI-Milizionäre mit Waffen versorgt, obwohl die FNI offiziell bekämpft und zwangsentwaffnet werden sollte. „Wiederholt sah er (der Zeuge) Milizen, die an einem Tag entwaffnet worden waren und am nächsten Tag wieder Waffen hatten. Er bekam immer die gleiche Auskunft: Das pakistanische Bataillon hatte ihnen die Waffen zurückgegeben“, so BBC.
Die UN-interne Untersuchung, so Van Woudenberg, verlief nach heftigen Protesten Pakistans im Sande. „Es ist wie immer: Das Kontingent wird ausgewechselt, die Soldaten gehen nach Hause, niemand wird beschuldigt und nichts passiert.“