WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Am Mittwoch wird in der Humboldt-Universität nicht mehr über das in den letzten Jahren berühmt gewordene Prekariat gesprochen, sondern auch über die „Politik der Entprekarisierung“. Der Arbeitssoziologe Klaus Dörrem und Efthimia Panagiotidis aus dem Euromayday-Organisatorenkreis diskutieren über den Begriff, seine Karriere und darüber, ob er überhaupt taugt.
Am gleichen Tag wird in der Neuköllner Friedelstraße 54 über Sinn und Zweck des dreiteiligen Schulsystems gesprochen. Das Thema „Wer nicht passt, wird passiv gemacht? Hauptschule als Mittel der Disziplinierung“ ist vielversprechend, die Gruppe Kritische Lehrerinnen als Referenten ebenfalls. Tatsächlich wird ja gerade über die Abschaffung der Hauptschule diskutiert, die aber nie zustande kommen wird, denn die Politik hat in den letzten Jahren so viel Geld in Eliteschulen gesteckt, dass es schier unvorstellbar ist, dass sie zulässt, dass der Neureichensohn Kevin aus Reinickendorf demnächst doch mit der Kanaksta Ayse aus Neukölln gemeinsam unterrichtet wird. Wo kämen wir denn da hin?
Am Donnerstag dann soll vor dem Arbeitsamt Mitte dagegen protestiert werden, dass die Bundeswehr neuerdings die Arbeitsagenturen einspannt, um Kanonenfutter zu requirieren. Löblich dieses Vorhaben, doch wie immer wird das Vorhaben mit G-8-Protest und sonst was zu einem linken Gefühlsbrei vermischt, sodass die Angegriffenen vielleicht nicht einmal merken müssen, dass sie es sind.
Am Sonntag dann wird zu einer „Großdemo“ auf dem Alexanderplatz aufgerufen, „Nein zum Europa des Kapitals! Stoppt die Militarisierung der EU!“ heißt der Claim, der EU-Gipfel bietet den Anlass. Wie immer, wenn irgendwo Großdemo steht, ahnt man schon, dass das heimliche Motto der DemonstrantInnen sein wird: Wir sind nicht alle, es fehlen alle anderen.