hamburger szene : Freie Fahrt für Hackenporsches
Das Private ist politisch. Neulich bei mir vorm Supermarkt. Mein Rewe-Märktchen an der Bargteheider Straße in Rahlstedt ist in die Halle eines leeren Baumarkts nebenan gezogen. Riesengroß, das alles, auch der Parkplatz. Doch in Zeiten der Klimadebatte zog ich mit meinen Kindern zu Fuß zur Einweihungsfeier. Nur in Begleitung meines dunkelblauen Einkaufsrollwagens.
Ein Ding, erworben für 12,95 Euro, das so bieder und spießig wirkt, dass es zunächst unbenutzt im Flur einstaubte. Gibt Partner, die drohen gar mit Trennung, wenn man sowas anschafft. Dabei ist es wirklich ökologisch und schont den Rücken beim Transport von Milch und Kartoffeln und Brot und was man nicht alles braucht.
Vorm Supermarkt zog ein Gewinnstand, an dem es gratis Popkorn gab, die Kinder in Bann. „He, Sie da! Gehen Sie mal mit ihrem Hackenporsche da weg“, raunzte mich ein Autofahrer an, der auf dem fußballfeldgroßen Parkplatz ausgerechnet dort vorbei muss, wo Fußgänger stehen.
Ich springe zur Seite und ärgere mich. Wieso hat der Lebensmittelkonzern hier nicht einen Fußweg eingerichtet, wie die netten Schweden das vor ihren Möbelhäusern machen? Auch für Eltern mit Kleinkindern wird der Einkauf ohne Auto so zur unnötigen Gefahr.
Wahrscheinlich, weil an den Schaltstellen so eines Konzerns keiner sitzt, der im Alltag mit Kleinkindern zu Fuß unterwegs ist. Und schon gar nicht ein mutiger, der mit dem Hackenporsche loszieht. KAIJA KUTTER