die paladine der fdp : Palastrevolutionen en suite
Die FDP ist eine schnelle Truppe: Kaum hat sie einen Zipfel der (parlamentarischen) Macht in der Hand, schon wird geputscht. Bei ihrer ersten Sitzung hat die künftige Fraktion nicht, wie erwartet, den erfolgreichen Spitzenkandidaten Magnus Buhlert zum Fraktionschef gewählt, sondern Uwe Woltemath. Der hat zwar keine parlamentarische Erfahrung, aber einen gesunden Machtinstinkt.
Kommentar von Henning Bleyl
Schon vor einem knappen Jahr wollte Woltemath Platz eins der Kandidatenliste erobern, begnügte sich aber zunächst mit dem liberalen Landesvorsitz. Die Wahlliste durfte Buhlert anführen, gemeinsam schickten sie den bisherigen Parteichef Peter Bollhagen (der eigentlich selbst in den Genuss des erwarteten Wiedereinzugs in die Bürgerschaft kommen wollte) in die Wüste. Nach gewonnener Wahl sei es nun jedoch an der Zeit, die Ämter wieder zu bündeln, befand Woltemath – und konnte die übrigen drei FDP-Parlamentarier auf seine Seite ziehen.
Dabei ist Buhlert der einzige der künftigen Fraktion, der die Bürgerschaft bereits von innen kennt. Politisches Knowhow scheint beim liberalen Machtgerangel aber keine große Rolle zu spielen – sonst hätte die Partei auch nicht so leichtfertig Claus Jäger verprellt, Bremens einzigen noch lebenden FDP-Senator, der sich eigentlich auf Platz drei für seine Partei reaktivieren wollte.
Auch für künftige personelle Karussellfahrten ist gesorgt: Die Fraktion in spe beschloss, ungewöhnlich genug, ihren Chef jedes Jahr neu zu wählen. 12 Jahre in der außerparlamentarischen beziehungsweise Ein Personen-Opposition können offenbar richtig hungrig machen.