DIE GESELLSCHAFTSKRITIK : Harald Lachenstein
WAS SAGT UNS DAS? „Zeit“-Kolumnist Harald Martenstein sagt, er sei kein wütender Mann, er amüsiere sich nur
Es war so Amüsement, wie wenn eine Versicherungsgesellschaft auf der Weihnachtsfeier den Chef als teambildende Maßnahme in Klopapier einwickelt. Irgendwie komisch. Aber auch nicht richtig.
Der Essay „Gender-Debatte“ in der Zeit war der Aufhänger. Die Autorinnen hatten Typen antifeministischer Männern beschrieben, woraufhin Martenstein sich angesprochen fühlte: „Ich bin nicht wütend. Ich amüsiere mich.“ Und damit sich auch alle mit ihm mitamüsieren, forderte er: „Nun lachen sie doch auch mal.“
Der Humor von Martenstein steht stellvertretend für die „wütende, weiße Männer“. Nur: Wer sind die anderen?
Einen Lacher könnte Martenstein von Thomas Gottschalk abbekommen. Er selbst sagte, er habe „sensible Künstlerinnen mit dröhnendem Altherrenhumor in Verlegenheit gebracht“.
In seiner Talkshow hatte Markus Lanz die Linken-Politkerin Sahra Wagenknecht als „die schönste Linke aller Zeiten“ vorgestellt. Er fuhr ihr ständig über den Mund und feuerte eine Bullshit-Frage nach der anderen ab. Harald Martenstein wäre ein gutes Pendant gewesen, er hätte ihr dann vielleicht gesagt: „Je mächtiger Sie werden, desto mehr müssen Sie sich damit abfinden, auch kritisiert zu werden oder verspottet.“
Statt Martenstein saß Hans-Ulrich Jörges, Mitglied der Chefredaktion des Stern, mit Wagenknecht in der Talkrunde. Sein Devise: „Wer lauter spricht, hat recht“ auf. Sicher muss er, genau wie Harald Martenstein, auch „schmunzeln“, wenn sich Feministinnen „über die ruppigen Angriffe beklagen, denen sie im Internet ausgesetzt sind“. SBA