Reporter vor Freilassung

Radikale Miliz übergibt ihre italienische Geisel offenbar an Stammesälteste im Süden Afghanistans

ROM/KANDAHAR afp ■ Der in Afghanistan entführte italienische Journalist Daniele Mastrogiacomo ist nach zwei Wochen Geiselhaft offenbar an eine Gruppe von Stammesältesten übergeben worden. Mastrogiacomo und sein afghanischer Dolmetscher seien im Gegenzug für die Freilassung von zwei bisher inhaftierten Taliban weitergereicht worden, sagte ein Talibansprecher gestern. Sie würden den Korrespondenten aber „zurückholen“, falls nicht auch ein dritter Talibankämpfer freigelassen werde. „Es finden erfolgreiche Verhandlungen statt, und ich weiß, dass der Journalist normalerweise in ein oder zwei Tagen freigelassen werden soll“, sagte der Geheimdienstchef der Provinz Helmand.

Der 52-jährige Mastrogiacomo war vor zwei Wochen mit zwei afghanischen Mitarbeitern von Taliban entführt worden. Die Taliban hatten einige Tage später mit der Tötung Mastrogiacomos gedroht, falls die italienische Regierung nicht binnen einer Woche einen Zeitplan für den Abzug der 2.000 italienischen Soldaten aus Afghanistan festlegen sollte. Anschließend schwächten sie ihre Forderungen aber ab.

Ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums und die italienische Botschaft in Kabul konnten keine Angaben über die angebliche Freilassung der beiden Talibanverantwortlichen machen. Für Verwirrung sorgte zwischenzeitlich die Nachricht der La Repubblica, der Italiener sei freigelassen worden. Das Blatt, für das Mastrogiacomo schrieb, distanzierte sich später von seinem auf einer Meldung der Agentur Ansa basierenden Bericht. Auch das italienische Außenministerium konnte die Angaben zunächst nicht bestätigen.