LESERINNENBRIEFE

Warum dann nicht auch Bayern?

■ Betr.: „Symbol der Ausgrenzung“, taz nord vom 10. 6. 2011

Dass in der Landesverfassung Schleswig-Holsteins die Rechte der nationalen Minderheiten der Dänen und der Friesen in Artikel 5 Absatz 2 Satz 2 explizit erwähnt werden, liegt in erster Linie an der Bonn-Kopenhagener Erklärung, mit der 1954 der seit 1848 (!) schwelende Grenzstreit um Südschleswig/Sönderjylland beigelegt worden ist. In Absatz 1 des Artikels 5 ist hingegen die Rede vom freien Bekenntnis zu einer nationalen Minderheit, wobei „national“ im kulturell/ethnischen Sinne verstanden werden muss. Dies trifft also auch für Sinti und Roma zu. Absatz 2 Satz 1 billigt allen (!) Minderheiten den Schutz des Staates und das Recht auf Mitwirkung zu.

Vor diesem Hintergrund wirkt das Getöse um die Aufnahme der Rechte von Sinti und Roma in die Landesverfassung bestenfalls populistisch. Eine entsprechende Erwähnung rechtfertigte auch die Aufnahme der Rechte in den hohen Norden strafversetzter Bayern. ROLAND BÖSKER, Bremen

Wichtige Fragen nicht gestellt

■ betr.: „Nach der Feuerbrunst“, taz nord vom 18. / 19. 6. 2011

Haben die Medien von den Behörden einen Maulkorb verpasst bekommen? Anders ist ja wohl die Berichterstattung über den Brandanschlag in Delmenhorst nicht zu erklären. Da bekommen wir über eine ganze Seite die ausführliche Prosa der Betroffenheit geboten und dann nur eine kurze Bemerkung zu den beiden mutmaßlichen Tätern, 18 und 24 Jahre alt, und über Gerüchte, eine „Jugendgang“ stecke dahinter. Wir erfahren nichts darüber, ob gegen die Festgenommenen nun Anklage erhoben wird oder nicht und ob sie überhaupt noch in Gewahrsam sind.

Wir erfahren eigentlich auch nichts darüber, wer in dem Gebäudekomplex gewohnt hat, außer dass es sich um Hartz-IV-Empfänger handelt. Im Fernsehen wurde ein Mann mit dunkler Hautfarbe interviewt, in der taz wird die Familie Ahmadov erwähnt. Haben hier überwiegend Ausländerfamilien gelebt? Ist ein rechtsradikaler Hintergrund möglich? Erstaunlich, dass sich die taz nord für solche Fragen nicht interessiert.  HARTMUT GRAF, Hamburg