: Bush hat es geschafft: Irak wird Vietnam
Demonstrationen in den USA zum 4. Jahrestag des Irak-Einmarsches knüpfen an Vietnam-Protestbewegung an
WASHINGTON ap/rtr ■ Zum vierten Jahrestag des Einmarsches der USA in den Irak haben weltweit zahlreiche Menschen gegen den Krieg demonstriert und einen Abzug der US-Soldaten gefordert. Allein in Washington nahmen nach inoffiziellen Schätzungen der Polizei bis zu 20.000 Menschen an einem Marsch zum Pentagon teil. Sie trugen Spruchbänder mit Aufschriften wie „Abzug der USA aus dem Irak jetzt!“ oder „Enthebt Bush seines Amtes“ vor das Verteidigungsministerium.
Der Marsch formierte sich an derselben Stelle, an der sich am 21. Oktober 1967 rund 50.000 Gegner des Vietnamkriegs zu einer Massendemonstration eingefunden hatten. Die zunächst friedliche Kundgebung endete damals in gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei.
Zu den Rednern gehörte die bekannte Friedensaktivistin Cindy Sheehan, deren Sohn im Irak ums Leben kam. „Er starb für nichts“, sagte Sheehan. Es sei an der Zeit, die „Kriegsmaschine“ abzustellen. Der Unmut vieler Bürger über den Irakkrieg hat US-Präsident George W. Bush bereits die Mehrheit im Kongress gekostet und ist der Hauptgrund dafür, dass nur noch etwa 30 Prozent der Bürger mit ihm zufrieden sind. Dennoch kündigte Bush im Januar an, 21.500 zusätzliche Soldaten in den Irak zu schicken, um die Gewalt vor allem in der Hauptstadt Bagdad unter Kontrolle zu bringen.
Seit Beginn des Einmarsches am 20. März 2003 sind mehr als 3.000 US-Soldaten im Irak ums Leben gekommen. Die Forderungen von Bushs Kritikern, einen baldigen Termin für einen Abzug der US-Soldaten aus dem Irak zu nennen, wies Bush am Samstag in seiner wöchentlichen Radioansprache erneut zurück.
Vor dem Lincoln-Memorial, Zielort der Demonstration, hatte sich auch zahlreiche Gegendemonstranten versammelt, die Bushs Irakpolitik unterstützen. Die Polizei hielt die beiden Gruppen auf Distanz.
Das Protestwochenende begann am Freitagabend mit einem Friedensgebet in Washington, an dem mehrere tausend Menschen teilnahmen. Anschließend zog die Menge zum Weißen Haus, wo Aktivisten auf dem Bürgersteig niederknieten und beteten. Die Polizei nahm mehr als 220 Personen fest, weil Passanten nicht auf dem Gehweg stehen bleiben dürfen.
Protestveranstaltungen gab es am Wochenende auch in anderen US-amerikanischen Städten, beispielsweise in Los Angeles, San Francisco und San Diego. Auch in anderen Ländern demonstrierten zahlreiche Menschen gegen den Irakkrieg. In Madrid kamen am Samstag nach Angaben der Organisatoren rund 400.000 Kriegsgegner zusammen. Augenzeugen schätzten die Zahl der Teilnehmer dagegen auf höchstens 100.000. Kleinere Kundgebungen gab es in zahlreichen spanischen Städten. In Istanbul gingen am Samstag mehr als 3.000 Demonstranten auf die Straße, in Athen protestierten rund 1.000 Menschen vor der US-Botschaft. Etwa 2.000 Japaner zogen am Sonntag durch die Innenstadt von Tokio. Vor der US-Botschaft in Kuala Lumpur versammelten sich etwa 200 Malaysier zu einer Demonstration. In Deutschland blieb der Jahrestag des Irakeinmarsches offenbar unbemerkt.