: Unbezahlbare Mieten
WOHNUNGSMANGEL Wer zentral wohnen will und das auch noch mit Kindern, muss hohe Mieten zahlen, hat der Mieterschutzbund beobachtet
Im Mai 2009 veröffentlichte der Bausenator eine von ihm in Auftrag gegebene Studie zur Stadtentwicklung. Darin heißt es: „Bei allen größeren Wohnbauentwicklungen sollte das Thema Segregation berücksichtigt werden.
Soweit die Stadt über eigene Flächen verfügt, sollte überlegt werden, ob dabei auch Teilflächen für Haushalte mit geringen oder mittleren Einkommen bereitgestellt werden können.“ In die Tat umsetzen ließe sich dieses Vorhaben bei der Vergabe der frei werdenden Grundstücke auf dem Gelände des Klinikums Mitte. eib
„In Ihrem Stadtteil würde ich gerne wohnen“ – so beginnen viele der Aushänge, die derzeit, so scheint es, in fast jeder Straße an Bäumen und Laternenpfosten kleben. Vor allem Familien sind es, aber auch Paare, Wohngemeinschaften, die auf diesem Weg hoffen, eine bezahlbare Wohnung in einem der innerstädtischen Viertel zu finden. Denn davon gibt es nicht viele, wie ein Blick in den Immobilienteil des Weser Kuriers oder auf das Internet-Portal www.bremen.de zeigt.
Kein subjektiver Eindruck, bestätigt Gert Brauer, Rechtsanwalt beim Bremer Mieterschutzbund. „Wir beobachten seit anderthalb Jahren, dass die Mietpreise stark ansteigen“, sagt er. „In bestimmten Lagen zahlen sie Wahnsinnspreise“, sagt er, im Viertel bis zu 9,50 Euro pro Quadratmeter, „für Wohnungen, die nicht doll sind.“ Doch nicht nur die üblichen Verdächtigen wie Viertel, Peterswerder und Schwachhausen sind für Normal- und Geringverdiener unbezahlbar. Mittlerweile seien auch die Neustadt und Findorff teuer geworden, hat Brauer beobachtet. „Für Familien mit zwei Kindern oder mehr ist stadtnahes Wohnen kaum noch möglich.“
Das ist auch dem Bausenator bekannt, nicht zuletzt, seitdem er eine Studie zum Wohnungsbaukonzept in Auftrag gegeben hat, die im Mai 2009 veröffentlich wurde. Dort ist wegen der positiven Bevölkerungsentwicklung in Bremen von einem „Nachfrageüberhang“ die Rede, der noch bis 2020 bestehen wird, vor allem in den zentralen Quartieren. „Unter der Brücke muss aber niemand schlafen“, sagt eine Sprecherin des Bausenators, insgesamt gebe es genügend Wohnraum, nur nicht unbedingt dort, wo ihn sich die Menschen wünschen.
Sie verweist auf Tenever oder Bremen-Nord, Gegenden, denen auch die Studie ein Überangebot an Wohnungen bescheinigt hat. „Da will nur niemand hin“, sagt sie noch und dass es deshalb darum gehen müsse, dort das „Wohnumfeld zu verbessern“, um diese Stadtteile attraktiver zu machen. Denn für Neubauten in der Innenstadt sei einfach kein Platz.
Und wenn es ihn dann doch mal gibt, wie auf dem ehemaligen swb-Gelände auf dem Stadtwerder, dann kostet eine Dreizimmerwohnung von 96 Quadratmetern 1.070 Euro kalt. Dafür gibt es dann eine besonders „hochwertige Ausstattung“, wie das Maklerbüro auf seiner Homepage schreibt. Unter anderem „sandfarbene Feinsteinzeugfliesen im Küchenbereich und im Bad“ und einen Balkon mit „Bangkirai-Holzbelag“. EIB