Konvertit, verwirrt, Einzeltäter

KANADA Angaben zum Angreifer von Ottawa geben Rätsel auf

Die Behörden verweigerten ihm den Reisepass, um nach Libyen zu reisen

BERLIN taz | Einen Tag nach dem Angriff eines bewaffneten Mannes auf das Ehrenmal des Unbekannten Soldaten und das Parlamentsgebäude im kanadischen Ottawa werden allmählich weitere Informationen über den Täter bekannt. Der 32-jährige Michael Zehaf-Bibeau war im Parlamentsgebäude nach einem Schusswechsel von einem Wachmann getötet worden.

Nach Informationen der kanadischen Zeitung Globe and Mail wurde Zehaf-Bibeau 1982 in Kanada als Sohn von Bulgasem Zehaf und Susan Bibeau geboren. Der Vater war ein Geschäftsmann aus Québec, die Mutter stellvertretende Vorsitzende im Nationalen Flüchtlings- und Migrationsrat. Sie sagte am Donnerstag, sie weine um die Opfer, nicht um ihren Sohn.

Michael Zehaf-Bibeau wurde Bergmann und arbeitete in Westkanada. Vor rund drei Jahren soll er zum Islam konvertiert sein. Ein Bekannter, der mit ihm mitunter dieselbe Moschee besuchte, wusste allerdings den Reportern des Globe and Mail nichts von radikalen Ansichten Zehaf-Bibeaus zu berichten, wohl aber davon, dass der sich mitunter seltsam verhalten und einen etwas gestörten Eindruck gemacht habe. Auch habe er davon gesprochen, er fühle sich vom Teufel verfolgt, so wie er oft von Dämonen geredet habe.

Vor einigen Monaten habe Zehaf-Bibeau dann nach Libyen reisen wollen, nach eigenen Angaben, um dort den Islam und Arabisch zu studieren. Auch auf die Vorhaltungen des Freunds, ob er dort womöglich noch etwas anderes vorhabe, habe er nicht weiter reagiert.

Das wollten ihm aber Kanadas Behörden offenbar nicht abnehmen – sie stuften ihn als „Reisenden mit hohem Sicherheitsrisiko“ ein und verweigerten ihm die Ausstellung eines Reisepasses. Dazu dürfte auch sein Vorstrafenregister beigetragen haben: Da finden sich mittelschwere Vergehen wie Raub und Drogenbesitz, die allerdings schon länger zurückliegen. Insgesamt zwei Monate soll er wegen diverser Vergehen in kanadischen Gefängnissen verbracht haben.

Premierminister Stephen Harper kündigte unterdessen am Donnerstag im Parlament eine Verschärfung der Antiterrorgesetze an. Kanada werde sich nicht einschüchtern lassen. PKT

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