: Nabu befürchtet Vermaisung Niedersachsens
Die Anbaufläche für Mais nimmt rasant zu. Naturschützer warnen vor Monokulturen und einer Verarmung der Landschaft. „Der Markt wird das schon richten“, glaubt Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP)
Wer durch Niedersachsen fährt, könnte in naher Zukunft nur noch Maisfelder sehen, so weit das Auge reicht. Es drohe „eine Vermaisung ganzer Landschaften“, warnt der Naturschutzbund (Nabu) unter Verweis auf die Prognosen für den Maisanbau 2007. Weil er als Brennstoff für neue Biogasanlagen gefragt sei, habe der Mais auch in Regionen Einzug gehalten, wo er bisher nicht angebaut worden sei. Die Landschaft werde verarmen, der Tourismus leide, bäuerliche Strukturen würden zerschlagen. Der Anbau müsse deshalb beschränkt werden. Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) lehnt das ab. „Der Markt wird das schon richten“, sagt er.
Der Anbau von Mais als Energiepflanze verschärft den Trend, dass der Mais einen immer größeren Teil der niedersächsischen Äcker bedeckt. Mehr als ein Fünftel der Fläche wird es nach Auskunft des Statistischen Landesamtes 2007 sein. Zwischen 2005 und 2007 ist die Maisfläche um 14 Prozent gewachsen. In Schleswig-Holstein sieht es ähnlich aus. Allein der Silomais bedeckt hier fast ein Fünftel der Anbaufläche. Seit 2002 hat er um 40 Prozent zugelegt.
Allerdings ist nur knapp ein Fünftel des niedersächsischen Maises – 72.000 von 380.000 Hektar – nach Angaben des Umweltministeriums in 2006 für Biogas angebaut worden. Das entsprach knapp der Hälfte der Gesamtfläche für Energiepflanzen. Mehr dürften es nicht werden, verlangt der Nabu.
„Angesichts des aktuellen Booms von Biogasanlagen“ zeichneten sich in einigen Regionen konfliktträchtige Entwicklungen ab, warnen die Naturschützer. „Neben dem Flächen übergreifenden Umbruch von klassischen Grünlandflächen werden auch Gehölz- und Baumstrukturen systematisch beseitigt.“ Ende 2006 gab es laut Umweltministerium rund 600 Biogasanlagen mit einer Leistung von mindestens 300 Megawatt. Mehr als die Hälfte davon ist seit Anfang 2004 errichtet worden.
Auch Umweltminister Sander spricht sich für eine Vielfalt von Energiepflanzen aus. Es müssten andere Sorten wie Hirse weitergezüchtet werden, um sie im Vergleich mit dem Mais konkurrenzfähig zu machen. Einen Fruchtwechsel im dreijährigen Rhythmus einzuführen, wie es der Nabu verlangt, sei „eine schöne Forderung“, sagt Sander. „Aber wer will die durchsetzen?“
Der Anbau von Energiepflanzen werde von alleine seine Grenzen finden, weil er mit der Erzeugung von Nahrungsmitteln konkurriere. „Der Trend ist bei den Agrarprodukten zu höheren Preisen“, sagt Sander. Da könne nur ein Drittel der heutigen Biogasanlagen gut mithalten. GERNOT KNÖDLER