DER RECHTE RANDWie sich in einer Kleinstadt Anti-NPD-Protest formiert : Flugblatt und Trillerpfeife
Als die NPD ihr Transparent nach nur einer Stunde wieder einrollt, kommt Applaus auf vor dem Büchener Bürgerzentrum: erfolgreicher Protest gegen die Kundgebung „17. Juni – Volksaufstand wagen“, die der Vizevorsitzende des NPD-Kreisverbands Lauenburg, Sebastian Sommer, angemeldet hatte. „Wir hofften den Neonazis gleich zu zeigen, dass sie bei uns unerwünscht sind“, sagt Bürgermeister Uwe Möller (SPD).
Die Hoffnung wurde nicht enttäuscht. Bunt, aber vor allem laut stellten sich in der schleswig-holsteinischen Gemeinde an die 300 Demonstranten den rund 20 Neonazis entgehen. SPD und CDU hatten Infotische aufgebaut, Transparente von Linkspartei, Grünen und VVN waren zu sehen. Griff einer der Rechten, darunter NPD-Landeschef Jens Lüdtke, zum Megaphon, ertönten Rasseln, Trillerpfeifen und „Nazi Raus“-Rufe los – zu verstehen waren die Rechten kaum.
Auf der Website der „Nationalen Sozialisten Offensive Herzogtum Lauenburg“ heißt es später über die Protestler: „Ein widerliches Bild.“
Dass NPD-Funktionär Sommer vor der Kundgebung verletzt wurde, quittiert Bürgermeister Möller mit einem Kopfschütteln. Schließlich wolle er den Protest gerade da etablieren, „wo Familien sich mit ihren Kindern hintrauen“. Möller erwartet, dass die Neonazis wiederkommen. In der Region sind NPD und Kameradschaften umtriebig, im Kreistag sitzt Kay Oelke für die NPD, neben politischen Aktionen veranstaltet man auch Fußballturniere.
Als die Anmeldung der NPD vorlag, wandte sich Möller an seinen Ratzeburger Amtskollegen Rainer Voß: Der trägt bei sich ein Bündnis gegen rechts mit. Möller befolgte Voß’ Rat, unverzüglich Protest zu mobilisieren. Dass er seine Pressemitteilung in örtlichen Geschäften ausliegen sah, überraschte den Bürgermeister dann aber doch: „Für Geschäftsleute“, sagt er, „ist so ein Bekenntnis ja auch ein Wagnis.“
Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland