: RWE spart mit See
Wasser statt Renaturierung: Wird das Indener Tagebau-Loch bald geflutet? Entstehen soll ein Freizeitgebiet
Eine Änderung des Braunkohleplans für das Tagebaugebiet Inden könnte der Firma RWE Power eine ganze Menge Geld sparen. Nach einem Beschluss der Bezirksregierung Köln könnte das Tagebaugebiet zwischen Eschweiler und Jülich im Jahr 2060 statt mit 130 Quadratkilometer Grasnarbe abgedeckt nun mit Wasser aufgefüllt werden.
Der Gemeinderat von Inden stellte im vergangenen September den Antrag zum „Indeschen Ozean“, wie der geplante See von Befürwortern wie Gegnern genannt wird. Nachdem die Bezirksregierung nun das Verfahren zur Änderung des Braunkohleplans angestoßen hat, beginnt jetzt die öffentliche Anhörung. Und der geplante, teilweise 180 Meter tiefe See, der einmal Zentrum eines großes Erholungsgebietes werden soll, steht auch gleich in der Kritik.
Die Gegner des Sees bemängeln in erster Linie den Wegfall von Arbeitsplätzen, sollte das „Tagebau-Restloch“ nicht, wie bisher geplant, verfüllt werden. Vereinfacht muss man sich den Tagebau wie einer Wanderdüne vorstellen: Vorne wird gebaggert, der Abraum, der keine Kohle ist, wird hinten wieder ins Loch geworfen. Und das, was Kohle war, bleibt am Schluss als „Restloch“ über. Die bisherigen Planungen sahen vor, dieses Loch mit Abraum aus den Tagebauen Hambach und Garzweiler II zu füllen.
Nach den neuen Plänen müssten keine Förderbänder für den Abraum gebaut werden, stattdessen drehen die Betreiber bloß den Wasserhahn auf. Sollten die Gemeinden rund um Inden mit ihren Plänen bei der Bevölkerung auf Zustimmung stoßen, würde der Braunkohlekonzern RWE Power aus seiner Verpflichtung entlassen werden, die Fläche nach dem Tagebau für die Landwirtschaft nutzbar zu hinterlassen. Angeblich werde das dem Unternehmen bis zu 300 Millionen Euro sparen.
Nicht nur, dass der Energiekonzern bei dem neuen Konzept billig wegkommt, kritisieren die Gegner des Sees. Sie bemängeln auch, dass die zukünftig große Anzahl Seen in den ehemaligen Tagebau-Gebieten gar nicht genügend Touristen anlocken könne, um wirtschaftlich zu sein. Von einer großen Anzahl dauerhaft bestehender Arbeitsplätze könne keine Rede sein. Denn schließlich konkurrieren um die Freizeittouristen bald die gefluteten Tagebau-Gruben untereinander. Den Blausteinsee nördlich von Eschweiler gibt es schon und Garzweiler soll auch bald geflutet werden. ELMAR KOK