Ebola nun auch in Mali

INFEKTION Die WHO ist höchst alarmiert: Ein Kleinkind aus Guinea schleppt das Virus nach Mali ein. Dort sind Soldaten der Bundeswehr – mit Sanitätern – derzeit an Ausbildungsprogramm der EU beteiligt

■ US-Mediziner, die in Westafrika Ebola-Kranken geholfen haben und bei ihrer Rückkehr in New York, New Jersey oder im Bundesstaat Illinois landen, sollen künftig bis zu 21 Tage in staatlichen Einrichtungen in Quarantäne gehen. Laut New York Times vom Samstag dürfte die lange Zwangsisolation es Medizinern schwerer machen, sich für einen freiwilligen Hilfseinsatz in Westafrika beurlauben zu lassen. (dpa)

Berlin taz | Die Parallele ist unheimlich. Ende Dezember 2013 war der Tod eines zweijährigen Kindes im Süden von Guinea der Start der aktuellen westafrikanischen Ebola-Epidemie. 4.922 Patienten sind seither gestorben, wie die Weltgesundheitsorganisation WHO am Sonntag meldete. Nun zeigt der Tod eines zweijährigen Kindes an, dass sich die Epidemie ausweitet: Betroffen ist jetzt auch der Sahelstaat Mali.

Die bisherigen Ebola-Länder Guinea, Sierra Leone und Liberia sind vergleichsweise klein und überschaubar; der mittlerweile überwundene Ebola-Ausbruch in Nigeria war von Anfang an unter Kontrolle. Das riesengroße, instabile Mali stellt eine andere Herausforderung dar.

Was ist passiert? Am 19. Oktober kletterte ein zweijähriges Mädchen aus dem guineischen Distrikt Kissidougou mit seiner Großmutter in den Bus nach Mali – die Mutter soll lokalen Berichten zufolge in Guinea an Ebola gestorben sein.

Die beiden stiegen mehrfach um und landeten schließlich in Malis Hauptstadt Bamako. Von dort ging es weiter nach Westen in die Stadt Kayes nahe der Grenze zum Senegal.

Unterwegs hatte das kleine Mädchen bereits Nasenbluten. In Kayes gingen die beiden am 20. Oktober zum Arzt. Am nächsten Tag kam das Kind mit 39 Grad Fieber und blutigem Stuhl ins Krankenhaus. Ein Malariatest war negativ, ein Typhustest positiv, ein weiterer Test am 23. Oktober zeigte: Die Kleine hatte Ebola. Am nächsten Tag war sie tot.

Die lange komplizierte Überlandreise bot viele Möglichkeiten, unwissentlich das Virus weiterzugeben. Sämtliche Kontaktpersonen ausfindig zu machen, ist kaum möglich. Inzwischen sind 43 identifiziert – darunter zehn Pfleger und Krankenhausmitarbeiter. Sie stehen nun unter Beobachtung.

Die WHO zieht jetzt zusammen mit der US-Seuchenkontrollbehörde CDC in Mali ein Ebola-Präventionsprogramm auf. Eine Tonne an Material wurde bereits von den USA aus Liberia eingeflogen. „Wir tun alles, um Panik und Psychose zu vermeiden“, sagte Malis Präsident Ibrahim Boubacar Keïta. Die Grenze nach Guinea wollte er nicht schließen. Das nördliche Nachbarland Mauretanien ist weniger zimperlich, Reisen aus und nach Mali sind jetzt verboten.

Mali ist das erste Ebola-Land, in dem Bundeswehr-Soldaten präsent sind. Das Virus ist damit sozusagen zu den deutschen Militärs gekommen – und nicht umgekehrt: Erst in einem Monat soll der Bundeswehr-Einsatz in Liberia gegen Ebola beginnen.

In Mali gibt es sehr viele internationale Militärs, seit Frankreich Anfang 2013 Tausende Soldaten schickte, um den Norden des Landes von radikalen Islamisten zurückzuerobern. Unter anderem dienen 80 deutsche Soldaten in der EU-Ausbildungsmission EUTM für Malis Armee. Darunter sind auch Sanitäter. Auf sie könnten jetzt neue Aufgaben zukommen.

Schon im August entwickelte die Bundeswehr einen Einsatzplan für Ebola in Mali: Soldaten wurden angewiesen, auf Marktbesuche zu verzichten und nicht auswärts zu essen – vermutlich, damit sie nicht aus Versehen Flughunde oder andere Ebola-Virusträger verzehren. Offiziell galt die Alarmstufe Null. Das wird sich jetzt ändern. DOMINIC JOHNSON