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Archiv-Artikel

Betrüger statt Monsterbändiger

FLUCHHAFEN Der frühere Technikchef des BER, Jochen Großmann, ist wegen Korruption verurteilt

Er sollte endlich das „Monster“ in den Griff kriegen, die Entrauchungsanlage des BER. Flughafenchef Hartmut Mehdorn hatte große Hoffnungen in ihn gesetzt – anderthalb Monate lang. Dann war es auch schon wieder vorbei mit den Erwartungen: Jochen Großmann, hoffnungsbeladener Technikchef des BER, musste wegen Korruptionsvorwürfen gehen.

Jetzt ist er zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr verurteilt worden. Wegen „Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr“ und „Betrug“. Zudem muss er eine Geldauflage von 200.000 Euro an die Landeskasse Brandenburgs zahlen.

Laut dem Strafbefehl hatte Großmann, damals noch Berater des BER, Ende 2013 den Planungsauftrag für die Entrauchungsanlage an eine Firma vermittelt. Dafür hatte er Vorteile für sein Unternehmen im Umfang von fast einer halben Million Euro verlangt, die auf die Kosten für die Flughafengesellschaft aufgeschlagen werden sollten. In zwei anderen Fällen habe Großmann überhöhte Rechnungen ausgestellt und die Flughafengesellschaft um knapp 50.000 Euro betrogen, heißt es in dem Strafbefehl. Hinzu kamen zwei weitere Betrugsversuche, bei denen es um insgesamt 5.000 Euro ging.

Großmann habe auf Rechtsmittel verzichtet und somit den Strafbefehl akzeptiert, sagte Oberstaatsanwalt Frank Winter. Eine erwartbare Entscheidung. Denn so bleibt dem Unternehmer eine Gerichtsverhandlung erspart. Denn Großmann ist unter anderem Chef und Inhaber der Gicon-Gruppe mit 14 Firmen und 460 Beschäftigten – eine öffentliche Verhandlung wegen Bestechlichkeit und Betrugs wäre für sein Image wohl nicht sehr förderlich.

Großmann war im Sommer 2013 als Berater nach Schönefeld gekommen, im April 2014 stellte Geschäftsführer Mehdorn den Ingenieur dann als Technikchef ein. Nur einen Monat später begannen die ersten Ermittlungen. Jetzt äußerte sich Mehdorn zufrieden über den Strafbefehl gegen seinen Extechnikchef. Durch die Ermittlungen sehe er seine „Null-Toleranz-Linie gegenüber Korruption“ bestätigt. Die Flughafengesellschaft FBB hat erst vor Kurzem eine Compliance-Beauftragte ernannt, die sich um die Bekämpfung von Korruption kümmert. (taz, dpa)