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Archiv-Artikel

Iran sagt Fußballspiel in letzter Minute ab

Die iranische Nationalmannschaft der Frauen kommt nun doch nicht zum Freundschaftsspiel gegen ein Berliner Amateurteam in die deutsche Hauptstadt. Offiziell wegen „technischer Probleme“. Ob das brisante Match nachgeholt werden kann, ist unklar

Die Gastgeber sind enttäuscht: „Vielleicht war es eine politische Entscheidung“

VON ANTJE LANG-LENDORFF

Es hätte eine spektakuläre Partie werden können. Heute Abend sollte die iranische Fußballnationalmannschaft der Frauen in Berlin gegen ein Kreuzberger Amateur-Team spielen. Eine Begegnung mit politischer Bedeutung. Denn die Iranerinnen sollten zwar mit Kopftuch, aber vor männlichen Zuschauern kicken. In Iran ist das verboten. Es wäre ein Zugeständnis an die Frauen gewesen. Und ein versöhnliches Zeichen in Zeiten, in denen die Beziehungen Teherans zum Westens nicht die besten sind.

Doch die Iraner haben das Spiel in letzter Minute abgesagt. „Aus technischen Gründen“, wie ein Sprecher der iranischen Botschaft gestern einsilbig mitteilte. Mit Politik habe die Entscheidung nichts zu tun. Das Spiel sei nur verschoben worden.

Auch gegenüber den Organisatorinnen vom Kreuzberger Verein BSV Al-Dersimspor begründete der iranische Fußballverband die Absage mit „technischen Problemen“. „Vielleicht war es eine politische, vielleicht auch eine bürokratische Entscheidung, wir wissen es nicht“, sagte Marlene Assmann, eine der Veranstalterinnen. An der Visa-Vergabe könne es nicht gelegen haben, glaubt sie. Die deutsche Botschaft in Teheran habe versichert, die Papiere rechtzeitig herausgegeben zu haben.

Über die Hintergründe lässt sich nur spekulieren. Möglicherweise spielt die innenpolitische Situation im Iran eine Rolle. Seit Monaten sammeln dort Frauen Unterschriften für Gleichberechtigung, eine Million wollen sie zusammentragen. Die Regierung reagiert darauf auch mit Repressionen.

Ebenfalls denkbar ist, dass die iranische Führung politische Proteste fürchtete. Offenbar bekamen die Kreuzberger Organisatoren schon im Vorfeld von Irans Botschaft Bedingungen gestellt. „Die deutschen Veranstalter haben uns gesagt, dass wir keine anderen Fahnen als die der Islamischen Republik Iran in das Stadion bringen sollen, dass wir das Spiel nicht als politische Plattform nutzen sollen“, sagte Vahideh Mahmoodi vom Iranischen Frauenverein Berlin.

Das abgesagte Freundschaftsspiel geht auf eine private Initiative zurück. Bei der Berlinale 2005 begegneten Marlene Assmann und ihre Schwester, die beim deutsch-türkischen Verein BSV Al-Dersimspor kicken, einem iranischen Regisseur. Sein Film handelte davon, dass Frauen im Iran nicht öffentlich Fußball spielen können. Gemeinsam entschieden sie, ein Freundschaftsspiel zu organisieren. 2006 fand die Partie tatsächlich statt – in Teheran. Es war das erste öffentliche Frauenfußballspiel in einem iranischen Stadion seit der Revolution von 1979.

Seit Monaten waren die Kreuzbergerinnen beschäftigt, das Rückspiel zu organisieren. Sie suchten Sponsoren, organisierten einen Bus, die Unterkunft, das Stadion. Die iranische Botschaft sagt zwar, die Partie sei nur verschoben. Aber ob die Berlinerinnen bereit wären, alles noch einmal auf die Beine zu stellen? Marlene Assmann sagt: „Im Moment fehlt uns die Kraft. Aber in ein paar Wochen würden wir das vielleicht machen.“