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Archiv-Artikel

Eine Asphaltdecke unter „Deepwater Horizon“

KATASTROPHE Eine Studie findet das Öl der 2010 gesunkenen BP-Bohrinsel – es ging mit unter

BERLIN taz | Zwei Millionen Barrel Öl sind laut einer neuen Studie bei der Explosion der BP-Plattform „Deepwater Horizon“ vor vier Jahren auf den Meeresgrund gesunken. Von den insgesamt 5 Millionen Barrel (rund 800 Millionen Litern) Öl, die damals austraten, liegt demnach heute fast die Hälfte auf dem Meeresboden. Ein Barrel entspricht in etwa einer Badewanne voller Öl.

Wissenschaftler der University of California haben für die Studie mehr als 3.000 Sedimentproben von 534 Stellen in bis zu 1.300 Metern Tiefe genommen. Dabei stellten sie fest, dass sich das Öl auf einer Fläche von bis zu 3.200 Quadratkilometern verteilt hat – einer Fläche, die dreieinhalbmal so groß ist wie Berlin. Dass die Tiefsee noch weiter, über diesen Radius hinaus verschmutzt ist, können die Forscher nicht ausschließen. Die Ergebnisse der Studie haben die Wissenschaftler in der Proceedings of the National Academy of Science veröffentlicht.

„Das Öl legt sich wie eine Asphaltdecke auf den Meeresgrund“, sagt Jörg Feddern von Greenpeace. „Darunter lebende sesshafte Meeresorganismen wie Muscheln, Würmer und Korallen sterben.“ Denn die Öldecke schneide ihnen die Nahrungsmittel- und die Sauerstoffzufuhr ab.

Über den Verbleib des Öls sei in den vergangenen vier Jahren viel diskutiert worden, sagt Tiefseeökologin Antje Boetius vom Alfred-Wegener-Institut. „Dabei haben Tiefseeforscher gleich nach dem Unglück davor gewarnt, dass ein Teil des Öls gesunken sein könnte.“

Während die neue Studie von insgesamt 5 Millionen Barrel ausgeht, die wegen des Unglücks ins Meer gelangt wären, sieht die offizielle Schätzung der US-Regierung 4,9 Millionen Barrel vor. Der Ölkonzern BP hingegen schätzt die gesamte Menge Öl auf lediglich 3,1 Millionen Barrel. Die Mengenfrage ist jedoch entscheidend: Denn für jeden Barrel Öl, der beim Brand der „Deepwater Horizon“ ins Meer geflossen ist, verlangt die US-Justiz von BP Entschädigung und Schadenersatz.

Laut Tiefseeökologin Boetius dauert es Hunderte von Jahren, bis das Öl im Wasser von Bakterien nach und nach abgebaut wird. Greenpeace-Experte Feddern bemängelt, dass man nach der Ölpest im Golf von Mexiko nichts dazugelernt habe: „Man bohrt weiterhin mit derselben Technik und hat dieselben Risiken.“

Die brennende „Deepwater Horizon“ verursachte die schlimmste Ölpest in der US-Geschichte. Elf Arbeiter kamen dabei ums Leben. 87 Tage lang lief Öl in den Golf von Mexiko.

MERIÈM STRUPLER