LESERINNENBRIEFE
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Wie im Kaiserreich

■ betr.: „Bürgerrechte statt Obrigkeit“, taz nord vom 22. 6. 2011

Mit Erstaunen habe ich Ihren Kommentar zum „Kieler Kabinettskrach“ (schöne Alliteration) gelesen. In der Sache stimme ich Ihnen zwar weitestgehend zu, Ihre Einschätzung der FDP als linksliberale Partei, die sich einer Bürgerrechtsprogrammatik verpflichtet sieht, verwundert mich jedoch sehr. Wenn Sie sich mit dem „Lehrerstreik“ aus dem Juni 2010 und der Reaktion des, von einem FDP-Minister geführten, Bildungsministeriums befassen, können Sie sehr deutlich erkennen, wessen Geistes einige Vertreter dieser Partei sind. Von linksliberal, Bürgerrechtsprogrammatik und ähnlichem ist das Verhalten in dieser Sache sehr weit entfernt. Beim Umgang mit renitenten verbeamteten Lehrern wird wie im Kaiserreich agiert.

CHRISTIAN HACK, Lübeck

Riesige Angriffsfläche

■ betr.: „Erste Warnung an Olaf Scholz“, taz nord vom 23. 6. 2011

Die Überschrift führt in die richtige Richtung, auch wenn es sich bei der Warnung an die SPD eher um die zweite handeln dürfte, da es mit den Hochschulprotesten bereits eine erste gab. Weswegen Olaf Scholz, wenn er nicht nach Vorbild von Gerhard Schröder nach der Bundestagswahl 2002 im Rekordtempo das in ihn gesetzte Vertrauen verspielen will, vor allem bei seinem Politik-Stil umdenken muss. Der beinhaltet bislang, die Gesellschaft in einzelne Zielgruppen aufzuteilen, jeder davon ein wenig zu geben und ansonsten möglichst unsichtbar zu regieren, um nicht anzuecken. Was aber gerade bei den großen Grundsatzfragen, wie etwa dem Rückerwerb der Energienetze, der eben nicht jedes Jahr möglich ist, nicht mehr funktioniert. Zumal der Erste Bürgermeister hier seinen Kritikern, egal aus welcher Richtung sie kommen, eine riesige Angriffsfläche bietet. Da er Landesvorsitzender der SPD war und ein Machtwort hätte sprechen können, als deren Senat die letzten Hamburger HEW-Anteile leichtfertig an Vattenfall veräußert hat! RASMUS PH. HELT, Hamburg