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Archiv-Artikel

Helgoland bleibt geteilt

ABSTIMMUNG Einwohner lehnen eine Landbrücke zwischen den beiden Inselteilen bei einem Bürgerentscheid ab. Nun müssen zukunftsfähige Alternativen gesucht werden

Geprüft wird jetzt, wie eine andere Form der Landgewinnung realisiert werden kann

VON SVEN-MICHAEL VEIT

Die Wiedervereinigung Helgolands ist gescheitert. Die Mehrheit der EinwohnerInnen lehnte am Sonntagabend bei einem Bürgerentscheid die Schaffung einer Landbrücke zwischen der felsigen Hauptinsel und der benachbarten Sandinsel Düne ab. Diese etwa einen Kilometer breite Verbindung war 1720 von einer Sturmflut weggespült worden, und dabei soll es bleiben.

Am Sonntag stimmten 482 HelgoländerInnen für die Landaufschüttung (45,3 Prozent) in dem nur wenige Meter tiefen Meeresarm, 583 Insulaner (54,7 Prozent) votierten dagegen. Damit wird Helgoland nicht von 1,7 auf etwa 2,1 Quadratkilometer vergrößert.

Damit stehe fest, sagt Bürgermeister Jörg Singer (parteilos), „dass der typische Zwei-Insel-Charakter mit Hauptinsel, Düne und Reede erhalten bleibt“. Allerdings werde „eine nachhaltige und zukunftsfähige Entwicklung“ nicht unmöglich gemacht.

Zu prüfen sei jetzt, „wie eine andere Form der Landgewinnung realisiert werden kann“. Dies soll in einer Bürgerversammlung am Mittwoch nächster Woche diskutiert werden. Denn neuer Entwicklungsraum sei „dringend notwendig“, sagt Singer. Die Flächen für neuen Wohnraum für die Insulaner und für weitere Bettenkapazitäten der Gäste würden knapp. Die etwa 40 Fußballfelder Neuland auf dem Wasser aber wird es nun nicht geben.

Mehr als zwei Jahre lang hatten Planungsbüros im Auftrag der Gemeinde Helgoland, des Kreises Pinneberg und des Landes Schleswig-Holstein intensiv an einem regionalen Entwicklungskonzept gebastelt. Denn die Zahl der TouristInnen ist von 800.000 vor 40 Jahren auf 300.000 gesunken, die Einwohnerzahl von 2.700 Menschen Anfang der 80er Jahre auf die Hälfte. Der Altersdurchschnitt liegt bei 58 Jahren, der Inselschule droht wegen Schülermangels die Schließung, Abitur kann nur auf dem Festland gemacht werden, Lehrberufe sind knapp.

Das Konzept, das Mitte April öffentlich vorgestellt wurde, enthält im Grundsatz drei Varianten für die Gewinnung von Neuland: Eine große und eine kleinere Landbrücke sowie eine Aufschüttung am Nordosthafen der Hauptinsel. Zudem beschreibt es auf über 200 Seiten Dutzende Projekte und Handlungsempfehlungen für alle Aspekte des Insellebens. Zusätzlich zur Vergrößerung der Insel schlägt es bei Erreichbarkeit, Nachhaltigkeit, Naturschutz, Marketing, Kunst und Kultur und der Qualifizierung der SchülerInnen der Ganztagsschule Verbesserungen vor. Darunter fällt auch die Umstellung der Stromversorgung auf erneuerbare Energien.

„Wir müssen jetzt weiter das Entwicklungskonzept abarbeiten“, sagt die Helgoland-Beauftragte des Kreises Pinneberg, Sabine Roberts. Und eben schauen, welche Optionen nun auf der Insel mehrheitsfähig sind.

Berechtigt sind weiterhin die Hoffnungen, Helgoland zur Wartungsbasis für drei große Windparks der Betreiber RWE, Eon und Wind-MW in der Deutschen Bucht zu machen. Dafür sei die zentrale Lage der Insel in der Nordsee „Gold wert“, sagt Peter Singer, Geschäftsführer der Hafengesellschaft: „Diesen Standortvorteil müssen wir nutzen.“

Der seit dem Abzug der Marine brach liegende Vorhafen wird deshalb zurzeit für rund 25 Millionen Euro saniert. Hafenbecken sowie 30.000 Quadratmeter Land für Kais und Werkhallen sollen im Sommer 2012 an die Investoren übergeben werden. „Das“, sagt Peter Singer, „ist jetzt die Zukunftschance.“