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Archiv-Artikel

Ehec-Erreger in Frankreich

ERNÄHRUNG Sieben Erwachsene mussten mit einer Infektion ins Krankenhaus, nachdem sie eine mit Sprossen dekorierte Suppe gegessen hatten. Unter Verdacht steht ein Unternehmen aus Großbritannien

PARIS taz | Ehec-Fälle sorgen auch in Frankreich für Schlagzeilen. Zehn Erwachsene in der Region Bordeaux sind an einer Ehec-Infektion erkrankt, sieben von ihnen befinden sich noch im Krankenhaus, aber nicht mehr in Lebensgefahr. Vermutlich haben sich die Patienten auf einem Schulfest in Bègles an einer Gazpacho-Suppe infiziert.

Die an blutigem Durchfall leidenden Personen hatten, wie mehr als hundert andere Festteilnehmer in der Schule auch, die kalte und mit verschiedenen Sprossen dekorierte Suppe gegessen. Die Keimlinge sind nach Ansicht von Experten die Träger der Bakterien vom Typ Escheria coli gewesen.

Bezeichnenderweise soll es sich nach Angaben der regionalen Gesundheitsbehörde der Gironde um denselben Erregerstamm „E. coli EHE 0104:H4“ handeln, der in Deutschland eine Epidemie mit insgesamt 3.700 Erkrankungen und mehr als vierzig Todesfällen ausgelöst hatte. Die französische Regierung rät vorsichtshalber davon ab, rohe Sprossen zu essen. Laut Angaben des Stadtpräsidenten von Bègles, Noël Mamère, wurden die Keimlinge für das Schulfest bei einer lokalen Gärtnerei gekauft, die diese vom britischen Grossisten Thompson & Morgan bezogen hatte.

Das Unternehmen wehrt sich gegen die Anschuldigung des französischen Staatssekretärs für Konsum, Frédéric Lefebvre, der die Firma namentlich für die Ehec-Fälle verantwortlich gemacht hatte. Da seit Jahren Hunderttausende derselben Produkte in verschiedene europäische Länder und auch nach Frankreich exportiert und nie wegen bakterieller Verschmutzung beanstandet worden seien, müssten lokale Faktoren gesucht werden, teilte das Unternehmen am Wochenende mit.

Zuvor waren im nordfranzösischen Lille sieben Kinder an E.-coli-Infektionen erkrankt. Sie hatten tiefgekühlte Hacksteaks gegessen. In diesem Fall wurden jedoch nicht dieselben, besonders aggressiven Erreger entdeckt, die wie in Hamburg oder Bègles durch Shiga-Toxine besonders schwere bis lebensbedrohliche Komplikationen verursachen können. RUDOLF BALMER