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Archiv-Artikel

Autonome, Steine, Scherben KOMMENTAR VON MALTE KREUTZFELDT

Der Samstag hätte ein großartiger Tag für die globalisierungskritische Bewegung sein können. Mit mehr als 50.000 Teilnehmern hat sie ihre bisher größte eigenständige Demonstration in Deutschland organisiert – und das in einem abgelegenen Winkel des Landes. Mit einer Zusammenarbeit, die von den Kirchen über Greenpeace, Attac und Gewerkschaftsjugend bis hin zu den linksradikalen Gruppen reichte, ist ein ungewöhnlich breites Bündnis gelungen. Zudem haben die Argumente der Globalisierungskritiker, ob beim Klimaschutz oder bei der Afrikapolitik, in jüngster Zeit immer mehr Gehör in Politik und Medien gefunden.

Doch davon spricht heute kaum jemand. Statt sich über einen Erfolg freuen zu können, stehen die Veranstalter der Demonstration buchstäblich vor einem Scherbenhaufen. Eine verhältnismäßig kleine Gruppe autonomer Randalierer dominiert die Bilder vom Samstag. Mit ihren brutalen Attacken gegen die Polizei, die durch nichts zu rechtfertigen sind, haben sie die Proteste eskalieren lassen. Auch wenn einige Polizeieinheiten später ebenfalls nicht gerade zur Beruhigung der Lage beigetragen haben, ging die Gewalt eindeutig von Autonomen aus.

Neben den Verletzten, die auf beiden Seiten zu beklagen sind, ist auch der politische Schaden enorm. Steine, Tränengasschwaden und Wasserwerfereinsätze verschrecken die friedlichen Demonstranten. Zerstörte Kleinwagen von Anwohnern tragen nicht dazu bei, dass Argumenten in der Bevölkerung ein offenes Ohr finden. Und die Sicherheitsfanatiker um Wolfgang Schäuble können sich bestätigt fühlen, wenn sie mit Verweis auf mögliche Krawalle die Beschneidung von Grundrechten rechtfertigen.

Es ist zu hoffen, dass sich nun die Vernunft durchsetzt. Die friedlichen Protestler dürfen sich nicht frustriert zurückziehen. Aber sie müssen sich angesichts der Bilder aus Rostock auch fragen, ob sie weiterhin einen Schwarzen Block als Fremdkörper in ihren Reihen haben wollen. Und die Öffentlichkeit darf nicht den Fehler machen, wegen einiger Gewalttäter die Ziele eines breiten gesellschaftlichen Spektrums zu diskreditieren. Denn dafür sind die Themen der DemonstrantInnen zu wichtig.