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Archiv-Artikel

„Keine Schule ohne Leistungsdifferenzierung“

SCHULE Die Bundes-CDU beerdigt die Hauptschule – CDU-Bildungsexperte Sascha Steuer findet das gut

Sascha Steuer

■ 36, ist bildungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Der Neuköllner sitzt seit 2001 für seine Partei im Abgeordnetenhaus.

taz: Herr Steuer, der CDU-Bundesvorstand hat am Montag die Abkehr vom dreigliedrigen Schulmodell beschlossen. Was sagen Sie dazu?

Sascha Steuer: Ich begrüße diesen Beschluss, denn er entspricht weitgehend dem, was die CDU-Fraktion in Berlin vor zwei Jahren vorgeschlagen hat …

Sie meinen das „Berliner Modell“, bei dem Haupt- und Realschüler unter einem Dach, aber in getrennten Bildungsgängen unterrichtet werden sollten?

Ja. Hier könnten Schüler unterstützt werden, die einen mittleren Schulabschluss machen. Sie würden in einer Mischung aus Unterricht und Praxis von Betrieben ausgebildet werden.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan hat gesagt, niemand müsse jetzt funktionierende Hauptschulen auflösen. Teilen Sie ihre Meinung?

Schavan bezog sich damit auf Schulen in Baden-Württemberg und Bayern. Die bayerische Hauptschule ist aber nicht zu vergleichen mit der Berliner Hauptschule. In Berlin machten Hauptschüler letztlich nur noch einen Anteil von 7 Prozent aus, in Bayern sind es immer noch 35. Deshalb muss jedes Bundesland über Bildung selbst entscheiden.

Erst vor kurzem lehnte die CDU-Schulstadträtin von Reinickendorf, Katrin Schultze-Berndt, einen Antrag ab, in dem Eltern und Kinder eine Gemeinschaftsschule forderten.

Die Gemeinschaftsschule stellt das Gymnasium infrage und ist streng vom neuen Schulkonzept des CDU-Bundesvorstands zu trennen. Wir halten die Einführung von Gemeinschaftsschulen für einen Fehler.

In Steglitz-Zehlendorf stimmte die CDU aber einer Gemeinschaftsschule zu. Welchen Kurs fährt die CDU denn jetzt?

Der Kurs der CDU-Landesebene lautet: Wir wollen keine Schulform, in der es keine Leistungsdifferenzierung gibt und keinen Praxisbezug für die Schulen, die es wollen.

Rot-Rot hat zum vergangenen Schuljahr Haupt- und Realschule durch integrierte Sekundarschulen ersetzt. Wie stehen Sie zu dieser Reform?

Wir bevorzugen ein Modell wie das der Sächsischen Mittelschule, wo die Besseren sich anders entwickeln können als die Schwächeren, die Förderkurse brauchen.

Was müsste bildungspolitisch noch passieren, um das Schulsystem zu verbessern?

Ich würde mir wünschen, dass wir in der Zukunft zu mehr Einheitlichkeit in den Schulmodellen der Bundesländer kämen. Mit dem Beschluss wird das den Bundesländern hoffentlich klarer. INTERVIEW: DENA KELISHADI