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Archiv-Artikel

In der Ecke hängt ein Bild der Queen

Natalie Tenbergs Gastro- und Gesellschaftskritik: Den Deutsch-Britischen Yachtclub am Havelufer erreichen Sie am bequemsten mit Ihrer Yacht

Ein Ausflug ins Grüne kann eine feine Sache sein. Beschwingt radelt man durch den Sonnenschein, breitet sein Picknickdeckchen aus und verzehrt die daheim geschmierten Stullen. Ist man aber den ganzen Tag lang unterwegs, muss man sich den Abgründen des deutschen Ausflugslokalwesens stellen. Rosa Tischdecken liegen quer über der weißen, drauf steht die adrett gestärkte Serviette, und bis es dieser Art von Lokalen vor etwa fünf Jahren dämmerte, wie viel Geld man mit Latte macchiato machen konnte, gab es draußen nur Kännchen.

Eine Alternative dazu findet sich am westlichen Havelufer: Der Deutsch-Britische Yachtclub. Was sich hochherrschaftlich nach blauen Blazern anhört ist eine grundsolide Bude in westdeutscher Billig-Pavillon-Bauweise. Auf der Terrasse stehen Korbstuhlimitate aus blauem Plastik, robuste Wachstücher liegen statt gestärkter Leinen auf den Tischen. In der Ferne spannen sich die weißen Segel der Boote im Wind, die Masten der im Hafen gebliebenen schaukeln behaglich hin und her.

Es herrscht eine fröhliche Stimmung, die nicht nur der Mann am Nebentisch in seiner Anglerhose sichtlich genießt, sondern auch die Segelpartie mit Kind und Kegel, die bei Guinness, Kilkenny und Strongbow-Cider beisammen sitzt. Betritt man den Yachtclub, fühlt man sich in ein paar Schritten schon in einer anderen Welt. Der Club ist auch von innen weder hübsch anzusehen, noch auf irgendeine andere Weise optisch bemerkenswert, doch der Teppich, der hier ausliegt, erinnert beim Auftreten an Frühstücksräume in englischen Hotels: Er gibt leicht nach, ohne dass man wirklich einsinkt. In der Ecke hängt ein Bild von Queen und Prinzgemahl in Galauniform, darunter steht ein Piano. Nur als Ausnahme von der sonstigen gesunden Ernährung seien die Fish & Chips empfohlen, sie sind ein wenig Arterienverkalkung wert. Der Fisch wird von der Panade sanft umarmt, die Pommes frites suchen in Berlin ihresgleichen. Serviert wird das Gericht „very British“ mit Essig, eingeschlagen in einer englischen Zeitung.

Die Fish & Chips wären sicher noch Vertrauen erweckender gewesen, wenn die Zeitung nicht vom Juni 2005 gewesen wäre. Wer sich lieber beim Boeuf Stroganoff an die gestärkte Tischdecke setzt, der muss es selbst wissen. Wer aber beim Ausflug gerne das Gefühl hätte, wirklich weit gereist zu sein, dem sei der Deutsch-Britische Yachtclub sehr empfohlen.

Deutsch-Britischer Yachtclub, Kladower Damm 217 a, 14089 Berlin, Tel. (0 30) 4 71 52 14, Mi. ab 13 Uhr, Fr. & Sa. ab 12 Uhr, So./Feiertag ab 10 Uhr, Bus X 34, Cola 1 €, Latte macchiato 2,20 €, Fish & Chips very British 4,50 €, Guinness 2,60 €, Cider 2,60 €. Zugang von Land her: am Tor klingeln. Vom Wasser her: Anlegeplatz für Ihre Yacht ist vorhanden.