: Der Weg zur Kunst
Wie aus der Anstalt Blankenburg durch ein Treffen in den Alpen das Atelier Blaumeier in Bremen wurde
Der historische Hintergrund der Blaumeier-Arbeit ist die Psychiatriereform. Bereits 1980 beschließt Bremen die Anstalt Kloster Blankenburg (bei Oldenburg) aufzulösen. Dort befinden sich 300 als „unheilbar“ eingestufte Menschen. Starke Medikamentengabe und Fixierung gehören zum Klinik-Alltag. 1982 wird in Blankenburg die bundesweit erste Enthospitalisierungs-Station eingerichtet.
Nach wenigen Jahren läuft das Modellprogramm allerdings aus. „Um die Depression nach vorn zu richten“, zieht von Blankenburg die „Blaue Karawane“ aus ehemaligen und noch nicht entlassenen PatientInnen, Künstlern und Betreuern nach Süden. In den Alpen treffen sie auf „Marco Cavallo“, das blaue Pferd, das gemeinsam von PatientInnen, ÄrztInnen und KünstlerInnen in der aufgelösten Station „P“ des Ospedale San Giovanni in Triest gebaut worden war. Dort hatte in den Siebzigern die Auflösung aller psychiatrischen Anstalten Italiens ihren Anfang genommen. Im Rahmen der inhaltlichen und künstlerischen Vorbereitung der Karawane entsteht Blaumeier, das „Atelier für Kunst und Psychiatrie“.
1988 ist Blankenburg tatsächlich aufgelöst – sogar vorfristig, weil Bremen durch die ambulante Betreuung erheblich Geld spart. Insbesondere aber profitiert die Stadt inhaltlich: Sie ist bereichert durch die Präsenz und Kreativität lange Zeit weggesperrter Menschen. Kloster Blankenburg allerdings bleibt – derzeit als Asylbewerberunterkunft – ein Ort der Ausgrenzung. HB